Quentin Durward. Walter Scott

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Quentin Durward - Walter Scott

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Steigt ab, und tut ohne weiteres Eure Schuldigkeit!“

      Trois-Echelles und Petit-André standen augenblicklich auf den Füßen, und Quentin bemerkte, dass jeder von ihnen am Schwanzriemen und Sattelknopf seines Pferdes ein Bund Stricke befestigt hatten. Sie lösten sie schleunigst ab und knüpften sie zu der verhängnisvollen Schleife, die für solche, die gehenkt werden, den letzten Halsschmuck bilden. Eiskalt rann das Blut durch Quentins Adern, als er sah, dass man drei Stricke auswählte. In der Absicht, einen davon um seinen Hals zu schlingen, wurde ihm ganz anders. Er erinnerte den Mann mit lauter Stimme an ihr Zusammentreffen am Morgen, machte sein Recht als freigeborener Schotte in befreundetem Lande geltend, und behauptete, dass er weder die Personen kenne, in deren Gesellschaft er gefangen worden, noch wisse, was sie eigentlich verbrochen hätten.

      Der Mann würdigte ihn keines Blicks, sondern wandte sich ohne weiteres zu ein paar Bauern, die jetzt zum Vorschein kamen. Er fragte kurz: „War der junge Mensch da bei den Vagabunden?“

      „Allerdings war er dabei, Sir“, antwortete einer der Bauern, „und mit Ew. Edlen des Herrn Generalprofos Erlaubnis, wie wir schon gesagt haben, er war der Erste, der den Schurken abschnitt, den Se. Majestät Gerechtigkeit verdientermaßen hatte aufknüpfen lassen.“

      „Ich schwöre bei Gott und dem heiligen Martin von Tours“, sagte ein anderer, „dass ich ihn mit ihnen gehen sah, als sie unsere Meierei plünderten.“

      „Ja, aber der Heide war doch schwarz, Vater!“, sagte ein Knabe, „und der hier ist weiß; der hatte ganz kurzes, krauses Haar und der hier hat schöne, lange Haare.“

      „Das ist wohl wahr, Junge“, versetzte ein Bauer; „jener hatte auch einen grünen Mantel, und dieser hat eine graue Jacke. Aber Ew. Edlen der Herr Profos wissen ja selbst, dass diese Halunken ihr Gesicht wechseln können wie ihre Jacke, so dass ich doch immer noch der Meinung bin, es sei derselbe.“

      „Es genügt“, sagte der Mann mit dem zu Boden gesenkten Blick, „dass Ihr gesehen habt, wie er sich bemühte, einen gerichteten Verbrecher ins Leben zurückzurufen. Trois-Echelles und Petit-André, macht Euch fertig!“

      „Haltet ein, Herr Offizier!“, rief der Schotte in Todesangst; „hört mich an und lasst mich nicht schuldlos sterben! Mein Blut wird von Euch gefordert werden durch meine Landsleute in dieser Welt und durch die Gerechtigkeit des Himmels in der künftigen!“

      „Ich werde meine Handlungen hier und dort zu verantworten wissen!“, sagte der Profoß kaltblütig, indem er mit der linken Hand den Scharfrichtern ein Zeichen gab. Dann zeigte er mit boshaftem Lächeln auf seinen rechten Arm, den er in einer Binde trug, wahrscheinlich infolge des Schlages, den er am Morgen von Durward erhalten hatte.

      „Elender, rachsüchtiger Bube!“, rief Quentin, nunmehr überzeugt, dass er von ihm kein Mitleid zu erwarten habe.

      „Der arme Junge ist nicht bei Sinnen!“, sagte der Profoß: „sprich ihm doch ein tröstliches Wort zu, Trois-Echelles, ehe sein Ableben erfolgt. Du bist ja in dergleichen Fällen der Richtige, wenn ein Beichtvater fehlt. Nur eine Minute erteile ihm geistlichen Rat und Zuspruch und dann fort mit ihm! Ich muss jetzt die Runde machen – Soldaten, folgt mir!“

      Der Profoß ritt mit seiner Wache fort, bis auf ein paar Männer, die zurückblieben. Diese blieben, um bei der Hinrichtung behilflich zu sein. Der unglückliche Schotte sah ihm verzweifelt nach. Mit jedem schwindenden Hufschlag schwand für ihn die Möglichkeit einer Rettung. Voller Todesangst sah er sich um. Zu seinem großen Erstaunen sah er, dass seine Mitgefangenen in stoischer Gleichgültigkeit verharrten. Anfangs hatten sie ängstlich versucht zu fliehen; nachdem sie aber allem Anschein nach dem unvermeidlichen Tode entgegengingen, erwarteten sie ihr Schicksal mit unerschütterlichem Gleichmut. Die beiden Scharfrichter hatten Quentin zu dem Baum geschleppt, von dem er erst den anderen Gehenkten abgenommen hatte, und legten ihm die Schlinge um den Hals. Mit verstörtem Blick sah er sich um. „Gibt es denn keinen guten Christen hier“, riefe er, „der es dem Ludwig Lesley von der schottischen Leibwache, hier zu Lande Balafré genannt, hinterbringen möchte, dass man hier seinen Neffen schändlich umbringt?“

      Gerade rechtzeitig, denn ein Bogenschütze von der schottischen Garde, den die Hinrichtung herbeigelockt hatte, stand mit ein paar anderen zufälligen Passanten da.

      „Nehmt Euch in acht!“, sagte er; „ist der junge Mensch hier vielleicht ein Schotte von Geburt, so solltet Ihr nicht solchen schlechten Spaß mit ihm treiben!“

      „Gott behüt‘ uns, Herr Reiter!“, versetzte Trois-Echelles; „aber wir müssen tun, was man uns befohlen hat!“

      „Das kürzeste Spiel ist immer das Beste!“, sagte Petit-André und wollte Quentin aufheben. Der aber hatte die tröstlichen Worte kaum vernommen, als er seine ganze Kraft aufbot und die beiden Schergen des Gesetzes auf die Seite warf und mit gebundenen Händen dem schottischen Bogenschützen entgegenlief.

      „Steh mir bei, Landsmann!“, sagte er in seiner Muttersprache, „um Schottlands und des heiligen Andreas willen! Ich bin unschuldig, bin Dein Landsmann! Steh' mir bei, wenn Du es nicht dereinst am Jüngsten Tag zu verantworten haben willst!“

      „Beim heiligen Andreas!“, rief der Bogenschütze; „sie sollen nicht an Dich kommen, so lang ich lebe!“ Mit diesen Worten zog er sein Schwert.

      „Mach mich von den Stricken frei“, sagte Quentin, „und ich kann mir allein helfen.“

      Der Strick war schnell zerschnitten und Quentin sprang auf einen Schergen des Profoß los und entriss ihm die Hellebarde ...

      „Und nun“, rief er, „kommt heran, wenn Ihr es wagt!“

      „Reite Du dem Generalprofos nach!“, sagte Trois-Echelles zu seinem Gefährten Petit-André, „ich will sie einstweilen hier aufhalten. Soldaten von der Wache! Ergreift die Waffen!“

      Petit-André bestieg sein Pferd und verließ den Schauplatz. Die übrigen Leute von dem Gefolge des Profos zogen sich auf Trois-Echelles Befehl eilig zusammen. Bei der daraus entstandenen Verwirrung entschlüpften die beiden anderen Gefangenen.

      „Sagt mir doch“, wandte sich der Bogenschütze an den Scharfrichter, „was hat der junge Mensch denn eigentlich verbrochen?“

      „Er hat sich unterfangen, den toten Körper eines Verbrechers abzunehmen, trotzdem der Baum, an dem ich ihn aufgehängt hatte, mit der Lilie bezeichnet war.“

      „Junger Mann?“, sagte der Bogenschütze, „wie kommt Ihr dazu, solche Ungebühr zu verüben?“

      „So wahr ich Euren Schutz wünsche“, antwortete Durward, „will ich Euch die Wahrheit sagen, wie meinem Beichtvater. Ich sah einen Menschen an dem Baum zappeln und schnitt ihn ab, aus bloßer Menschenliebe. Ich habe weder an die Lilie noch sonst eine Blume gedacht, oder gar, dass ich dadurch den König von Frankreich, oder unsern Heiligen Vater, den Papst beleidigte.“

      „Aber zum Henker, was ging Dich denn der tote Körper an? Wo der Henker arbeitet, wirst Du dergleichen immer wie Äpfel an den Bäumen hängen sehen, und Du hättest wahrscheinlich hier zu Land viel zu tun, wenn Du hinter dem Henker eine Ährenlese halten wolltest. Ein Wort, Herr Gerichtsmann! Es ist ein Missverständnis, wie Ihr seht. Ihr solltet Mitleid haben mit einem so jungen Reisenden. In unserem Land ist er nicht gewohnt, dergleichen schnelle Prozedur, wie die Eure und die Eures Meisters, zu sehen.“

      „Weil sie dort etwa nicht nötig wären? Nein! Herr Bogenschütze!“, sagte Petit-André, der in diesem Augenblicke zurückkehrte. „Nicht gezögert, Freund Trois-Echelles! Da kommt der

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