Die Namenlosen. Уилки Коллинз

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Die Namenlosen - Уилки Коллинз

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das Regiment verlassen. Nach allem, was geschehen war, hätte nichts ihn dazu veranlassen können, seinen Offizierskollegen noch einmal unter die Augen zu treten. Er nahm seinen Abschied und kehrte nach England zurück. Die erste Nachricht, die ihn nach seiner Ankunft erreichte, war die Nachricht vom Tod seines Vaters. Er war nach London in mein Büro gekommen, bevor er nachhause fuhr, und dort erfuhr er aus meinem Mund, dass der Familienzwist zu Ende war.

      Das Testament, das Mr. Vanstone der Ältere in meinem Beisein vernichtet hatte, war nach meiner Kenntnis nie durch ein anderes ersetzt worden. Als man wie üblich im Gefolge seines Todes nach mir schickte, rechnete ich voll und ganz damit, dass es dem Gesetz überlassen bleiben würde, die gewöhnliche Aufteilung zwischen seiner Witwe und seinen Kindern vorzunehmen. Zu meiner Überraschung tauchte aber unter seinen Papieren dann doch ein Testament auf. Es war ordnungsgemäß aufgesetzt, beurkundet und auf einen Tag datiert, der ungefähr eine Woche nach der Vernichtung des ersten Testaments lag. Er hatte seine nachtragende Haltung gegenüber seinem ältesten Sohn beibehalten und sich der juristischen Unterstützung eines Fremden versichert; ich glaube ganz ehrlich, dass er sich schämte, mich dabei um Mithilfe zu bitten.

      Sie mit den Bestimmungen des Testaments im Einzelnen zu behelligen, ist nicht nötig. Neben der Witwe gab es drei lebende Kinder, für die gesorgt werden musste. Die Witwe erhielt einen lebenslangen Nießbrauch an einem Teil des Eigentums des Erblassers. Der andere Teil wurde unter Andrew und Selina aufgeteilt – zwei Drittel für den Bruder, ein Drittel für die Schwester. Nach dem Tod der Mutter sollte das Geld, aus dem ihre Rente bezahlt wurde, zu den gleichen Anteilen wie zuvor an Andrew und Selina gehen, nachdem zuvor fünftausend Pfund von der Summe abgezogen und an Michael ausgezahlt wurden – das einzige Erbteil, das der unversöhnliche Vater seinem ältesten Sohn zugestanden hatte.

      „In runden Zahlen ausgedrückt, sah die Aufteilung des Vermögens, wie sie durch das Testament verfügt wurde, folgendermaßen aus: Vor dem Tod der Mutter hatte Andrew siebzigtausend Pfund; Selina hatte fünfunddreißigtausend Pfund; Michael – hatte nichts. Nach dem Tod der Mutter hatte Michael fünftausend Pfund, während Andrews Erbteil sich auf hunderttausend Pfund und das seiner Schwester auf fünfzigtausend vermehrte. Bitte glauben Sie nicht, dass ich mich unnötigerweise so lange bei diesem Aspekt des Themas aufhalte. Jedes Wort, das ich jetzt sage, hat Auswirkungen auf noch ungeklärte Interessen, die für Mr. Vanstones Töchter von entscheidender Bedeutung sind. Wenn wir von der Vergangenheit zur Gegenwart kommen, behalten Sie bitte im Kopf, welch entsetzliche Ungleichheit zwischen Michaels und Andrews Erbteil bestand. Der Schaden, den dieses rachsüchtige Testament angerichtet hat, ist, so befürchte ich stark, bis heute nicht behoben.

      Als Andrew die Nachricht hörte, die ich ihm zu überbringen hatte, war sein erster Impuls der offenherzigen, großzügigen Natur des Mannes angemessen. Er schlug sofort vor, sein Erbteil mit seinem älteren Bruder zu teilen. Aber dem stand ein schwer wiegendes Hindernis im Weg. Als er in mein Büro kam, wartete dort ein Brief von Michael auf ihn, und in diesem Brief wurde ihm vorgeworfen, er sei ursprünglich der Grund für die Entfremdung zwischen seinem Vater und dem älteren Bruder gewesen. Die Anstrengungen, die er unternommen hatte – ungehobelt und unvorsichtig, wie ich eingestehen muss, aber wie ich weiß, auch mit den reinsten und freundlichsten Absichten –, um den Streit beizulegen, bevor er die Heimat verließ, wurden in einer höchst boshaften Fehlkonstruktion so verdreht, dass sie für einen Vorwurf der Betrügerei und Falschheit sprachen, der jeden Mann im Innersten getroffen hätte. Andrew spürte das Gleiche wie ich: Die Unterstellungen würden nicht zurückgenommen werden, bevor seine großzügigen Absichten gegenüber seinem Bruder in die Tat umgesetzt waren, und schon die Tatsache ihrer Ausführung wäre gleichbedeutend mit einem Eingeständnis, dass Michaels Vorwürfe gegen ihn gerechtfertigt waren. Er schrieb mit den nachsichtigsten Worten an seinen Bruder. Die Antwort, die er erhielt, war so beleidigend, wie Worte nur sein können. Michael hatte das Temperament seines Vaters geerbt, ohne dass es aber durch die besseren Qualitäten seines Vaters abgemildert wurde: In dem zweiten Brief wiederholte er die Vorwürfe, die er schon in dem ersten erhoben hatte, und erklärte, er werde die vorgeschlagene Aufteilung nur als Akt der Buße und Wiedergutmachung von Andrews Seite akzeptieren. Als Nächstes schrieb ich an die Mutter, damit sie ihren Einfluss geltend machte. Aber auch sie war verärgert, dass ihr vom Vermögen ihres Mannes nicht mehr geblieben war als eine Leibrente; sie schlug sich völlig auf Michaels Seite und brandmarkte Andrews Vorschlag als Versuch, ihren ältesten Sohn zu bestechen, damit dieser den Vorwurf gegenüber dem Bruder zurücknahm, von dem der Bruder angeblich wusste, dass er stimmte. Nach dieser letzten Zurückweisung war nichts mehr zu machen. Michael zog sich auf den Kontinent zurück, und seine Mutter folgte ihm dorthin. Sie lebte noch so lange und sparte von ihrem Einkommen noch so viel, dass sie zu den fünftausend Pfund ihres älteren Sohnes bei ihrem Tod einen beträchtlichen Betrag hinzufügen konnte. Dieser hatte selbst seine finanzielle Situation zuvor bereits durch eine vorteilhafte Heirat weiter verbessert, und heute verbringt er seinen Lebensabend entweder in Frankreich oder in der Schweiz – ein Witwer mit einem Sohn. Auf den Sohn werden wir in Kürze zurückkommen. Vorerst brauche ich Ihnen nur noch zu sagen, dass Andrew und Michael sich nie wieder begegnet sind und auch schriftlich nicht miteinander verkehrt haben. Unter allen praktischen Gesichtspunkten war jeder der beiden für den anderen seit jener Frühzeit bis heute tot.

      Jetzt können Sie einschätzen, in welcher Lage Andrew war, als er seinen Beruf aufgab und nach England zurückkehrte. Im Besitz eines Vermögens, war er allein auf der Welt; seine Zukunft war ganz zu Beginn seines Lebens zunichte gemacht; Mutter und Bruder waren von ihm entfremdet; seine Schwester heiratete spät mit Interessen und Hoffnungen, an denen er keinen Anteil hatte. Männer von festerem geistigem Kaliber hätte in einer solchen Situation Zuflucht in einer erfüllenden intellektuellen Tätigkeit gefunden. Zu solchen Anstrengungen war Andrew nicht in der Lage; die ganze Stärke seines Charakters lag in der Zuneigung, die er vergeudet hatte. Sein Platz in der Welt war ein stiller Platz zuhause, mit einer Frau und Kindern, die ihn glücklich machten – ein Platz, den er für immer verloren hatte. Zurückzublicken wagte er nicht. Vorwärts zu blicken, war mehr, als er leisten konnte. In schierer Verzweiflung ließ er sich von den Impulsen einer Jungend treiben und stürzte sich in die niedrigsten Zerstreuungen des Londoner Lebens.

      Die Falschheit einer Frau hatte ihn in den Ruin getrieben. Die Liebe einer Frau bewahrte ihn gleich zu Beginn vor der schiefen Bahn. Lassen Sie uns nicht streng von ihr sprechen – wir haben sie gestern mit ihm ins Grab gelegt.

      Sie, die Sie Mrs. Vanstone nur im späteren Leben kannten, als Krankheit und Kummer und heimliche Sorge sie verändert und traurig gemacht hatten, können sich keine hinreichende Vorstellung davon machen, welche persönliche und charakterliche Anziehungskraft sie ausübte, als sie ein Mädchen von siebzehn Jahren war. Ich war bei Andrew, als er ihr zum ersten Mal begegnete. Ich hatte mich bemüht, ihn zumindest für eine Nacht vor entwürdigenden Kumpanen und entwürdigenden Freuden zu bewahren, indem ich ihn überredete, mit mir zu einem Ball zu gehen, der von einer der großen Firmen der Stadt gegeben wurde. Dort lernten sie sich kennen. Sie machte vom ersten Augenblick an, als er sie sah, einen starken Eindruck auf ihn. Für mich wie für ihn war sie eine vollkommen Fremde. Als er ihr auf die übliche Weise vorgestellt wurde, erfuhr er, dass sie die Tochter eines gewissen Mr. Blake war. Alles andere hörte er von ihr selbst. Sie tanzten den ganzen Abend zusammen (was in dem überfüllten Ballsaal unbemerkt blieb).

      Die Umstände waren von Anfang an gegen sie. Zuhause war sie unglücklich. Ihre Angehörigen und Freunde nahmen im Leben keine anerkannte Stellung ein: Sie waren ärmliche, hinterlistige Menschen und ihrer in jeder Hinsicht unwürdig. Es war ihr erster Ball – das erste Mal, dass sie einen Mann kennen lernte, der die Herkunft, die Manieren und die Sprechweise eines Gentleman hatte. Sind das Entschuldigungen für sie, die anzubringen ich kein Recht habe? Sicher nicht, wenn wir überhaupt ein menschliches Gefühl für menschliche Schwächen haben.

      Das Zusammentreffen an jenem Abend entschied über ihre Zukunft. Nachdem weitere Begegnungen gefolgt waren, nachdem das Eingeständnis ihrer Liebe ihr entschlüpft war, schlug er (arglos und unbewusst) unter allen Wegen denjenigen ein, der für sie beide am gefährlichsten war. Seine Aufrichtigkeit und sein Ehrgefühl verboten

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