Glück auf Spanisch. Heidi Oehlmann

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Glück auf Spanisch - Heidi Oehlmann

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Ich kann nur hoffen, den Tag mit ausreichend Kaffee zu überstehen.

      ***

      Nach zwei Tassen Kaffee, die ich nebenbei in mich hineingeschüttet habe, geht es mir endlich besser. Die Müdigkeit ist weg. Mir macht der neue Job Spaß. Nur mit dem Computerprogramm bin ich bisher nicht warm geworden. Paula muss mich nach wie vor unterstützen. Dafür fällt mir der Small Talk mit den Urlaubern unheimlich leicht. Bis jetzt gab es keine sprachlichen Probleme. Die meisten Gäste sprechen englisch. Ein paar Deutsche gibt es auch.

      Mein Spanisch kommt nur zum Einsatz, wenn ich mit Paula rede. Es wird also kein Problem sein, die nächsten Monate hier zu verbringen. Ich hoffe nur, nebenbei noch Zeit für mein Manuskript zu finden und mich nicht nur auf die Arbeit im Hotel zu konzentrieren.

      Der Strand scheint mir genau die passende Kulisse zum Schreiben zu sein. Darum habe ich mir vorgenommen, mindestens drei Mal in der Woche nach meiner Schicht dorthin zu gehen und meinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Der Sonnenuntergang wird mir sicher das richtige Gefühl für die romantischen Szenen in meiner Liebesgeschichte vermitteln.

      »Wer seid ihr denn?«, frage ich erst auf Deutsch und dann auf Spanisch, als zwei süße Kinder die Empfangshalle betreten und auf uns zukommen. Es ist ein Junge, der ein kleineres Mädchen an der Hand hält. Hinter ihnen taucht Miguel auf. Das Mädchen dreht sich zu ihm um und sagt leise etwas auf Spanisch, was ich nicht verstehe. Er lächelt und nickt ihr zu.

      Die beiden verschwinden in eine der Sitzecken. Der Junge nimmt den Rucksack von seinem Rücken und holt einen Malblock und Stifte heraus, die er auf den Tisch legt.

      Die Kleine greift nach dem Block und sucht sich ein paar Stifte aus. Dann fängt sie an, sich kreativ zu betätigen. Ich beobachte sie und bemerke dabei nicht, dass Miguel plötzlich vor mir am Empfang steht.

      »Alles in Ordnung?«, fragt er.

      Ich zucke zusammen und schaue ihn an. Er lächelt mir zu. Halbherzig erwidere ich sein Lächeln und sehe wieder zu dem Geschwisterpaar.

      Miguel bemerkt es. »Das sind meine Kinder.« In seiner Stimme ist Stolz zu hören.

      »Wirklich?«, frage ich. »Die beiden sind so süß.«

      »Ja, das sind sie.« Miguel wendet sich meiner Kollegin zu. »Paula, könntest du wieder ein Auge auf die beiden werfen?«

      »Na klar, das mache ich doch gern«, erwidert sie und lächelt den Chef an, der kurz darauf verschwindet.

      Als er weg ist, schaut Paula nach links und rechts. Als niemand in Hörweite ist, sagt sie: »Das sind Carlotta und Alfredo. Die Mutter, also Miguels Frau, ist bei Carlottas Geburt gestorben.«

      Ich bekomme eine Gänsehaut. Die Information sorgt dafür, dass die beiden mir noch sympathischer werden.

      »Das ist ja schrecklich. Zieht der Chef sie alleine groß?«

      »Seine Schwester hilft ihm, wo sie kann. Manchmal bringt er die beiden mit und bittet uns aufzupassen. Er hat es echt nicht leicht, das Hotel zu führen und sich nebenbei um seine Kinder zu kümmern.«

      Ich nicke. »Ja, das stelle ich mir schwer vor.«

      »Er macht das aber gut.«

      »Wann … Ich mein … Wie alt ist die Kleine denn?«

      »Carlotta?«

      »Ja.«

      »Sie ist jetzt vier.«

      »Oh.«

      »Was?«

      »Und seitdem hatte Miguel keine Frau mehr?«

      Paula schaut mich nachdenklich an, bevor sie zu einer Antwort ansetzt. »Nein, er hat Sophie sehr geliebt.«

      »Verstehe.« Nun sehe ich Miguel mit anderen Augen und kann besser nachvollziehen, warum er so komisch wirkt. Er ist einfach noch nicht über den Tod seiner Frau hinweggekommen und muss seinen Kindern zuliebe funktionieren.

      Ohne darüber nachzudenken, gehe ich zu den beiden. »Na ihr, ich bin die Klara und ihr seid Carlotta und Alfredo, richtig?«

      »Ja«, antwortet die Kleine.

      Der Junge schaut mich misstrauisch an.

      »Wollt ihr etwas trinken?«

      Carlotta nickt. Von Alfredo kommt immer noch keine Reaktion.

      Ich wende mich ihm zu und sage: »Euer Papa hat euch bestimmt gesagt, ihr sollt nicht mit Fremden reden, stimmt`s?«

      Alfredo nickt zaghaft.

      »Keine Sorge, so wirklich fremd bin ich nicht. Ich arbeite jetzt hier im Hotel mit der Paula zusammen. Euer Papa kennt mich.«

      Die beiden schauen mich neugierig an.

      »Also, was ist? Wollt ihr einen Kakao?«, frage ich und lächle sie an.

      »Ja«, kommt es von Carlotta wie aus der Pistole geschossen.

      Alfredo nickt erneut.

      »Gut, dann gehe ich euch einen holen.«

      Als ich nach wenigen Minuten mit zwei Bechern Kakao zurückkehre, ist die Sitzecke verlassen. Nur das Malzeug liegt noch auf dem Tisch. Ich gehe zu Paula. »Wo sind die beiden denn?«

      Paula deutet mit dem Kopf nach draußen. Ich folge ihrem Blick und sehe die Kinder mit ihrem Vater zusammen ins Auto einsteigen. »Hm, und was mache ich nun hiermit?«, frage ich und deute auf den Kakao.

      »Einen kannst du mir geben und den anderen selber trinken.«

      Ich stelle einen Becher auf dem Empfangstresen ab. »Und was ist mit den Malsachen?«

      Paula zuckt mit den Schultern. »Die räume ich gleich zusammen.«

      »Das kann ich auch machen.« Ich stelle den zweiten Kakao ab, gehe zu der Sitzecke und sammle die Stifte und den Block ein. Dann verstaue ich sie in dem Fach vom Chef hinter dem Tresen.

      ***

      Ich ziehe die frische Meerluft tief in mich hinein. Gleich nach Feierabend habe ich mir mein Notebook geschnappt und mich auf den Weg zum Strand gemacht.

      Ich breite meine Decke aus, setze mich drauf und blicke auf das Meer hinaus. Der Anblick ist so beruhigend, gleichzeitig inspiriert er mich. Also klappe ich mein Notebook auf, öffne mein Manuskript und tippe, was das Zeug hält. Meine Finger gleiten hastig über die Tastatur. Man könnte meinen, ich würde um mein Leben schreiben. Mit jedem Satz tauche ich ein bisschen tiefer in die Geschichte ein.

      »Hallo Klara!«, höre ich eine Stimme in weiter Ferne. Ich nehme sie kaum wahr. »Klara!«, schreit jemand neben mir.

      Ich zucke zusammen und schaue auf. Vor mir steht ein bekanntes Gesicht. Es ist Carlotta, die Tochter meines Chefs. Hektisch sehe ich mich um, ob er oder Alfredo in der Nähe sind. Im ersten Moment kann ich niemanden entdecken. »Hallo Carlotta, bist du etwa alleine hier?«

      »Nein,

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