Glück auf Spanisch. Heidi Oehlmann
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»Quatsch!«, protestiere ich.
»Ach komm, wenn du so von jemandem schwärmst, dann hat es dich erwischt.« Er lächelt mich siegessicher an, so wie er es immer tut, sobald er sich einer Sache sicher ist. Und das ist hier der Fall. Wir kennen uns bereits seit Kindergartentagen und teilten seitdem schon so einiges miteinander.
Da es zwecklos ist mit ihm zu diskutieren, lasse ich es sein.
»Wusste ich es doch. Dir ist sofort anzusehen, wenn es dich erwischt hat.«
»Wenn du meinst«, antworte ich schnippisch. Pedro müsste mich mittlerweile kennen und wissen, dass ich nicht an die Liebe glaube. Ich verkneife es mir, ihm das zu sagen.
»Wolltest du noch etwas Bestimmtes?«, lenkt Miguel vom Thema ab.
»Ja, soll ich dir bei der Planung für übernächstes Wochenende helfen oder steht schon alles?«, frage ich und bin froh über den abrupten Themenwechsel.
»Soweit ist alles fertig. Sarah hat den Großteil erledigt.«
»Okay, falls ich noch etwas machen kann, sagst du mir Bescheid, ja?«
»Na klar.«
Ich nicke Miguel zu.
»Und was habt ihr heute noch vor?«
»Ich will mit Klara zum Strand gehen. Mal schauen, ob wir danach noch eine kleine Sightseeingtour schaffen.«
»Na, dann wünsche ich euch viel Spaß! Sei mir nicht böse, aber ich muss jetzt weiterarbeiten.«
»Alles klar. Und danke noch mal, dass du sie eingestellt hast.« Ich klopfe Miguel auf die Schulter und verlasse sein Büro.
Als ich in der Empfangshalle stehe, schaue ich mich suchend um. Von Klara ist nichts zu sehen. Die Halle ist fast menschenleer. In einer Ecke sitzt lediglich ein älteres Pärchen, das sich angeregt unterhält. Ich setze mich auf einen Stuhl mit Blick auf die Treppe und warte auf Klara.
10. Klara
»Und wie ist dein Zimmer?«, fragt mich Pedro aufgekratzt. Im Gegensatz zu vorhin am Flughafen sind wir jetzt viel vertrauter miteinander, so als wäre ich schon ewig hier.
»Na ja, klein, aber sehr gemütlich. Da ich eh nur zum Schlafen dort sein werde, ist es ausreichend.«
»Ich kann Mig auch bitten, dir ein größeres Zimmer zu geben«, schlägt Pedro vor.
»Nein, lass mal. Paula meinte, die Zimmer für die Angestellten sind alle gleich groß. Für mich muss es auch keine Extrawurst sein.«
»Was ist eine Extrawurst?« Bei der Betonung des letzten Wortes muss ich lachen. Pedro schaut mich fragend an. Woher soll er auch wissen, wie lustig das bei ihm mit dem spanischen Akzent klingt.
»Was ist? Warum lachst du?«
»Entschuldige! Du hast die Extrawurst so komisch betont. Da konnte ich nicht anders.«
»Okay. Und was heißt das nun?«
»Das bedeutet, dass für mich nichts anders gemacht werden muss, als für alle anderen. Verstehst du?«
»Ja, ich glaube schon.«
»Ist es noch weit?«, lenke ich vom Thema ab.
»Nein, wir sind gleich da.« Kurz darauf hält Pedro auf einen kleinen Parkplatz an.
Wir steigen aus. Auf meiner Seite geht es steil nach unten. Zum Glück gibt es ein Geländer, damit ich nicht hinunterstürzen kann. Ich klammere mich daran fest und genieße die Aussicht. Von hier oben ist das Meer zu sehen.
»Es ist wunderschön«, sage ich, als ich Pedro neben mir bemerke.
»Wollen wir runter gehen?«
»Ja, aber ich will nicht klettern!«
»Das musst du auch nicht. Da hinten gibt es eine Treppe.« Pedro deutet in die Richtung, wo sie sich befindet und geht voraus. Ich folge ihm.
Als wir die kleine Steintreppe erreichen, halte ich für einen Augenblick den Atem an. Sie ist steil und die Stufen sind sehr schmal. Bei der Vorstellung hier runter zu steigen wird mir ganz anders. Zum Glück habe ich flaches Schuhwerk angezogen, sonst wäre ich definitiv oben geblieben.
Pedro nimmt meine Hand und geht voraus. Mit der anderen Hand kralle ich mich an dem rostigen Geländer fest, das mir ebenfalls Angst einjagt. Es sieht nicht nur in die Jahre gekommen aus, es fühlt sich auch so an. Einst wird es sicher verankert gewesen sein, nun ist es wackelig. Wenn hier jemand stolpert, wird es demjenigen keine Sicherheit bieten, es wird eher mit in die Tiefe stürzen. Zum Glück ist Pedro da, ohne seine Hilfe würde ich auf allen Vieren Stufe für Stufe hinunterklettern. Mir wäre es auch egal, wenn mich jemand dabei beobachtet. Lieber mache ich mich lächerlich, als am Ende schwer verletzt zu sein.
Nachdem wir unten angekommen sind, atme ich tief durch. Nun kann ich die Meeresluft riechen und den Sand unter meinen Schuhen spüren. Damit das Gefühl intensiver wird, streife ich meine Ballerinas ab.
Pedro wartet geduldig, macht aber keine Anstalten, seine Schuhe auszuziehen. Für ihn ist es sicher nichts Besonderes, am Strand zu sein. Vielleicht traut er sich auch nicht, weil er von einem seiner Mandanten gesehen werden könnte.
Wir gehen auf das Meer zu. Nach einer Weile spüre ich das kalte Meerwasser an meinen nackten Füßen und kann mir einen kurzen Aufschrei nicht verkneifen.
Pedro lacht. Ich stimme in das Gelächter ein.
11. Klara
»Guten Morgen!«, sage ich, als ich den Empfang erreiche und eine gut gelaunte Paula dahinter entdecke. Auch an diesem Tag sieht sie wie aus dem Ei gepellt aus. Ich frage mich, wie lange sie morgens im Bad braucht. Sie ist bestimmt schneller fertig als ich. Sie ist ein paar Jahre jünger und muss sich deshalb weniger restaurieren, als ich mit meinen vierzig Jahren. Außerdem ist sie eine Naturschönheit, die sich nicht schminken müsste. Das scheint sie zu wissen, denn sie ist nur dezent geschminkt. Außer etwas Lidschatten und Kajal hat sie keine Farbe aufgelegt. Ich hingegen habe mir am Morgen erst Make-up und dann großzügig meinen Abdeckstift ins Gesicht geschmiert. Die Augenringe, die mich nach dem aufwachen begrüßten, wollte ich niemandem zumuten.
Der Tag mit Pedro war wirklich schön, nur zog er sich ziemlich in die Länge. Wir waren zunächst am Strand spazieren, dann hat Pedro mir die Altstadt gezeigt. Anschließend gingen wir Essen und sind danach in einer Kneipe gelandet. Ich war kurz nach Mitternacht im Hotel.
Obwohl ich erst wenig von meiner neuen Wahlheimat auf Zeit gesehen habe, bin ich dabei mich in die Gegend und in die Menschen zu verlieben. Die gute Laune ist ansteckend, wahrscheinlich liegt es an der Sonne. Im kalten Deutschland sind die Leute viel mürrischer. Selbst im Sommer, wenn es schön warm ist, wird gemeckert, weil es zu heiß ist. Hier ist das anders, niemand beschwert sich über das herrliche Wetter.
Die erste Nacht in der Fremde fällt