Sozialpädagogische Familienhilfe. Hans-Ulrich Krause
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Sozialpädagogische Familienhilfe - Hans-Ulrich Krause страница 7
Neben der konzeptionellen und methodischen Rahmung unter dem Paradigma der Lebensweltorientierung haben vor allem systemische Ansätze, Adaptionen familien-therapeutischer Praxis und Konzepte der Sozialraumorientierung eine fachliche Bedeutung erlangt (vgl. Wolf 2015, S. 143; Müller/Bräutigam 2011). Ein einheitliches methodisches Handlungsmodell für die Sozialpädagogische Familienhilfe existiert nicht (vgl. für einen Überblick Petko 2004, S. 36). In der Praxis der Sozialpädagogischen Familienhilfe zeigen sich vielfältige methodische und konzeptionelle Handlungsformen. Die Hilfelandschaft ist sehr heterogen und von ausdifferenzierten und professionalisierten Zugängen geprägt, die sogar von Träger zu Träger variieren (vgl. Richter 2013, S. 35).
In der Erprobungsphase mit Pilotprojekten, die aus der Kritik an der Heimerziehung und dem Reformdiskurs in den 1980er Jahren entstanden, wurde als ein Ziel der Sozialpädagogischen Familienhilfe benannt, dass gerade hochbelastete Familien mit umfassenden sozialen und ökonomischen Problemen erreicht werden sollen. Bis dahin wurden durch Erziehungsberatungsstellen eher so genannte Mittelschichtfamilien angesprochen. Dieses Anliegen der Erreichbarkeit der Familien besteht bis heute und bleibt weiterhin Anspruch der methodischen Arbeit.
Zusammenfassung
Die Sozialpädagogische Familienhilfe hat sich in den letzten Jahren zu einem anspruchsvollen professionellen Arbeitsfeld der Sozialen Arbeit entwickelt. Dies zeigt sich sowohl in der erhöhten Inanspruchnahme dieser Form der ambulanten Unterstützung durch Familien sowie den Anforderungen bei der Realisierung des Kinderschutzes als auch den Beschäftigtenzahlen der akademisch qualifizierten Fachkräfte in diesem Bereich. Hinzu kommen methodische Weiterentwicklungen. Sie bewegt sich jedoch auch unter strukturellen Widersprüchen und asymmetrischen Machtverhältnissen. Die professionelle Entwicklung der ambulanten Familienhilfe sowie die gestiegenen Anforderungen an die Beschäftigten in der Praxis begründen die Erfordernisse eines einführenden Lehrbuchs in die Sozialpädagogische Familienhilfe.
Aufbau des Buches
Der Grundaufbau des Lehrbuches wird anhand von zehn Themenkomplexen systematisch entwickelt. Diese Themenkomplexe gehen von den Grundkompetenzen aus, die Fachkräfte in diesem Arbeitsbereich benötigen und deren Erwerb durch das (Selbst-)Studium das Ziel des Buches ist. Die einzelnen Kapitel umfassen Grundfragen und fundierte Wissensbestände. Sie sind am tatsächlichen prozesshaften Handlungsgeschehen in der Zusammenarbeit mit Familien (Anfangs-, Gestaltungs- und Schlussphase) unter Berücksichtigung organisationaler Rahmenbedingungen sowie gesellschaftlichen Thematisierungen orientiert und werden didaktisch aufbereitet. In den einzelnen Kapiteln werden an den jeweiligen Stellen durch Pfeile (
Die Themenkomplexe umfassen die Bereiche: gesellschaftliche Erwartungen, professionelle Haltungen, Erstkontakte und Beginn einer Sozialpädagogischen Familienhilfe, Rechte und Beteiligung von Kindern und Eltern, Alltagsbegleitung und Gestaltung des Hilfeprozesses, Kindeswohl, Kindeswohlgefährdung und Kinderschutz, Grundbedürfnisse und Grundsicherung von Familien, Beendigung von Hilfen und Gestaltung des Abschieds, administrative Anforderungen, rechtliche Grundlagen und Rahmenbedingungen, interne Qualitätsentwicklungen, Öffentlichkeitsarbeit und fachpolitische Organisationen.
Zu Beginn eines jeden Kapitels wird eine Lernfrage gestellt, deren Beantwortung mit der Lektüre des Kapiteltextes möglich wird. Ebenso am Beginn des jeweiligen Kapitels wird eine kurze Beschreibung des Inhalts und eine zentralen Kernaussage formuliert. Der Hauptteil eines jeden Kapitels besteht in einem Einstieg ins Thema, einer Auswahl des Wissensbestandes aus historischen, theoretischen sowie praktischen Bezügen, der Benennung von Unsicherheiten, Problemen bzw. Herausforderungen in der Praxis sowie Vorschlägen von Lösungen bspw. durch den Erwerb von Handlungs- und Methodenkompetenzen. Flankiert werden die Kapitel durchgängig mit der Vorstellung von Handlungsmethoden bzw. Verfahren und Techniken (
Am Ende des Buches sind das vollständige Literaturverzeichnis, ein Abkürzungsverzeichnis und ein Verzeichnis der Verfahren und Techniken, die im Buch vorgestellt werden (Methodenkoffer), zu finden.
1 Systematisch wird im Rahmen der Hilfen zur Erziehung zwischen ambulanten, teilstationären und stationären Leistungen unterschieden (vgl. §§ 28–35 SGB VIII i. V. m. § 27 Abs. 1 SGB VIII).
2 Die steigende Dynamik hat ab 2010 deutlich abgenommen (ebd.).
3 Wolf (2015, S. 141 f.) konstatiert die Entwicklung der Sozialpädagogischen Familienhilfe in drei Phasen: In der ersten Phase seit Anfang der 1970er Jahre zur Vermeidung von Heimerziehung, in der zweiten seit Inkrafttreten des SGB VIII/KJHG 1990/91 in der Gewährleistung als Rechtsanspruch (Pflichtaufgabe) und einer quantitativen Expansion und in der dritten seit Ende der 1990er Jahre in der erheblichen Ausweitung der Fallzahlen bei geringem Anstieg der Zahl der Fachkräfte (Erosion).
4 Der Monitor Hilfen zur Erziehung wird von der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik (akjstat) in regelmäßigen Abständen herausgegeben. Grundlage ist hier der Monitor 2018 auf der Zahlenbasis aus dem Jahr 2016 (vgl. Fendrich/Pothmann/Tabel 2018, S. 70 f.). Vergleichszahlen aus dem Monitor 2016 auf der Zahlenbasis aus dem Jahr 2014 werden teilweise hinzugezogen (vgl. ebd.). Aktuelle Zahlen und Entwicklungen können auf der Homepage der akjstat recherchiert und abgerufen werden: http://www.akjstat.tu-dortmund.de. Während der Herstellung dieses Buches wurde der Monitor 2020 auf der Zahlenbasis aus dem Jahr 2018 erstellt (siehe: http://www.hzemonitor.akjstat.tu-dortmund.de/). Hier ist ein weiterer Anstieg der Ausgaben (ca. 974 Mio. Euro) sowie der pro Kopf Ausgabe der unter 18-Jährigen (72 Euro für ein Kind bzw. Jugendlichen) sichtbar (vgl. http://www.hzemonitor.akjstat.tu-dortmund.de/steckbriefe-der-hilfearten/sozialpaedagogische-familienhilfe-31-sgb-viii).