Sozialpädagogische Familienhilfe. Hans-Ulrich Krause

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Sozialpädagogische Familienhilfe - Hans-Ulrich Krause

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Nähe der Familienhilfe zur Privatheit der Familie, bspw. Eintreten in die Privaträume, regelmäßige Anwesenheit der Fachkräfte, ermöglicht einen »Eingriff in familiale Lebenswelten« (Richter 2013, S. 35). Dies wird unter den Stichworten »gläserne Familie«, »Kolonialisierung von Lebenswelten« kritisch diskutiert (ebd., S. 36; vgl. auch Habermas 1981). Die Erfahrungen zeigen, dass das Pendel zwischen Hilfe und Kontrolle jeweils abhängig von gesellschaftlichen und fachlichen Diskursen mal in die eine und mal in die andere Richtung ausschlägt. Hatte die Soziale Arbeit in den 1990er Jahren ihren Kontrollauftrag fast völlig negiert, ist dieser mittlerweile wieder so stark im Fokus, dass der Auftrag zur Hilfe Gefahr läuft, in den Hintergrund zu geraten. Exemplarisch kann hierfür das Handeln im Kinderschutz angeführt werden (vgl. Thole u. a. 2018; Marks/Sehmer/Thole 2018). Entscheidend für eine gute Fachpraxis ist jedoch, die Balance zwischen Hilfe und Kontrolle beständig herzustellen, denn beides gehört zum Hilfeprozess und ist nicht voneinander zu trennen (vgl. Urban 2004). Idealerweise bewegt sich das Pendel zwischen Hilfe und Kontrolle im Hilfeprozess jeweils in der Mitte. Dieses auszubalancieren bleibt eine professionelle Aufgabe.

      Neben der konzeptionellen und methodischen Rahmung unter dem Paradigma der Lebensweltorientierung haben vor allem systemische Ansätze, Adaptionen familien-therapeutischer Praxis und Konzepte der Sozialraumorientierung eine fachliche Bedeutung erlangt (vgl. Wolf 2015, S. 143; Müller/Bräutigam 2011). Ein einheitliches methodisches Handlungsmodell für die Sozialpädagogische Familienhilfe existiert nicht (vgl. für einen Überblick Petko 2004, S. 36). In der Praxis der Sozialpädagogischen Familienhilfe zeigen sich vielfältige methodische und konzeptionelle Handlungsformen. Die Hilfelandschaft ist sehr heterogen und von ausdifferenzierten und professionalisierten Zugängen geprägt, die sogar von Träger zu Träger variieren (vgl. Richter 2013, S. 35).

      In der Erprobungsphase mit Pilotprojekten, die aus der Kritik an der Heimerziehung und dem Reformdiskurs in den 1980er Jahren entstanden, wurde als ein Ziel der Sozialpädagogischen Familienhilfe benannt, dass gerade hochbelastete Familien mit umfassenden sozialen und ökonomischen Problemen erreicht werden sollen. Bis dahin wurden durch Erziehungsberatungsstellen eher so genannte Mittelschichtfamilien angesprochen. Dieses Anliegen der Erreichbarkeit der Familien besteht bis heute und bleibt weiterhin Anspruch der methodischen Arbeit.

      Zusammenfassung

Images

      Die Sozialpädagogische Familienhilfe hat sich in den letzten Jahren zu einem anspruchsvollen professionellen Arbeitsfeld der Sozialen Arbeit entwickelt. Dies zeigt sich sowohl in der erhöhten Inanspruchnahme dieser Form der ambulanten Unterstützung durch Familien sowie den Anforderungen bei der Realisierung des Kinderschutzes als auch den Beschäftigtenzahlen der akademisch qualifizierten Fachkräfte in diesem Bereich. Hinzu kommen methodische Weiterentwicklungen. Sie bewegt sich jedoch auch unter strukturellen Widersprüchen und asymmetrischen Machtverhältnissen. Die professionelle Entwicklung der ambulanten Familienhilfe sowie die gestiegenen Anforderungen an die Beschäftigten in der Praxis begründen die Erfordernisse eines einführenden Lehrbuchs in die Sozialpädagogische Familienhilfe.

      Aufbau des Buches

      Der Grundaufbau des Lehrbuches wird anhand von zehn Themenkomplexen systematisch entwickelt. Diese Themenkomplexe gehen von den Grundkompetenzen aus, die Fachkräfte in diesem Arbeitsbereich benötigen und deren Erwerb durch das (Selbst-)Studium das Ziel des Buches ist. Die einzelnen Kapitel umfassen Grundfragen und fundierte Wissensbestände. Sie sind am tatsächlichen prozesshaften Handlungsgeschehen in der Zusammenarbeit mit Familien (Anfangs-, Gestaltungs- und Schlussphase) unter Berücksichtigung organisationaler Rahmenbedingungen sowie gesellschaftlichen Thematisierungen orientiert und werden didaktisch aufbereitet. In den einzelnen Kapiteln werden an den jeweiligen Stellen durch Pfeile (image ) Verweise auf andere Kapitel im Buch gegeben.

      Die Themenkomplexe umfassen die Bereiche: gesellschaftliche Erwartungen, professionelle Haltungen, Erstkontakte und Beginn einer Sozialpädagogischen Familienhilfe, Rechte und Beteiligung von Kindern und Eltern, Alltagsbegleitung und Gestaltung des Hilfeprozesses, Kindeswohl, Kindeswohlgefährdung und Kinderschutz, Grundbedürfnisse und Grundsicherung von Familien, Beendigung von Hilfen und Gestaltung des Abschieds, administrative Anforderungen, rechtliche Grundlagen und Rahmenbedingungen, interne Qualitätsentwicklungen, Öffentlichkeitsarbeit und fachpolitische Organisationen.

      Zu Beginn eines jeden Kapitels wird eine Lernfrage gestellt, deren Beantwortung mit der Lektüre des Kapiteltextes möglich wird. Ebenso am Beginn des jeweiligen Kapitels wird eine kurze Beschreibung des Inhalts und eine zentralen Kernaussage formuliert. Der Hauptteil eines jeden Kapitels besteht in einem Einstieg ins Thema, einer Auswahl des Wissensbestandes aus historischen, theoretischen sowie praktischen Bezügen, der Benennung von Unsicherheiten, Problemen bzw. Herausforderungen in der Praxis sowie Vorschlägen von Lösungen bspw. durch den Erwerb von Handlungs- und Methodenkompetenzen. Flankiert werden die Kapitel durchgängig mit der Vorstellung von Handlungsmethoden bzw. Verfahren und Techniken (image Methodenkoffer), die in der Sozialpädagogischen Familienhilfe je nach Bedarf im Einzelfall einsetzbar sind. Am Ende eines Kapitels befinden sich Hilfen für das Selbststudium, die jeweils eine Zusammenfassung, Übungsfragen bzw. -aufgaben, die im Selbststudium oder in Gruppen gelöst werden können, und Empfehlungen auf weiterführende Lektüre umfassen.

      Am Ende des Buches sind das vollständige Literaturverzeichnis, ein Abkürzungsverzeichnis und ein Verzeichnis der Verfahren und Techniken, die im Buch vorgestellt werden (Methodenkoffer), zu finden.

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