Bon - Der letzte Highway. Jesse Fink
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„Du wirst mehrere Bände schreiben müssen, um festzuhalten, was Bon nur an einem Tag so angestellt hat“, sagte Angus einmal. „Was meine eigene Geschichte betrifft – nun, wenn sie schon jemand erzählen muss, dann gebt besser mir die Kohle, dann schreibe ich sie selbst auf.“
Soll er nur machen. Keine Einwände meinerseits. In der Zwischenzeit werde ich mein Bestes geben, um Bons Geschichte zu erzählen. Dieses Buch zu schreiben, nahm drei Jahre in Anspruch. Es erzählt die wahre Geschichte seiner letzten Lebensjahre und spricht für sich selbst.
Jesse Fink
1 Mary und ihr Co-Autor John D’Arcy wurden im Oktober 2015 für die Fernsehsendung Studio 10 auf dem australischen Channel Ten interviewt, um Live Wire zu promoten. D’Arcy sagte dort: „Ich würde sagen, dass eine Menge dieser Songs [auf Back In Black] von Bon mitgeschrieben wurden, da er uns erzählte, dass das alles schon abging [bevor er starb].“ Mary, die neben ihm saß, war dies offensichtlich unangenehm und sie stieß ihn an. „Nein, darauf gehen wir jetzt nicht ein“, sagte sie. Warum denn nicht? Mary gibt zu, dass sie Back In Black nie gehört hat. Doch in einem Interview mit Triple R aus Melbourne enthüllte sie: „Wenn das, was [in East Dulwich] passiert ist, nicht geschehen wäre, hätte Bon es gesungen … Es sind eine Menge echt [Pause] guter Texte, die Bon geschrieben hat, auf dem Album.“ Obwohl sie Briefe besitzt, die Bon an sie schrieb, verweigerten Bon Scotts Nachlassverwalter Mary die Erlaubnis, sie in ihrem Buch abzudrucken. „Wir durften die Briefe nicht für das Buch verwenden, obwohl ich das echt gerne getan hätte“, erzählte sie gegenüber Wendy Stapleton von Channel 31 aus Melbourne. „Aber einer von Bons F… [sie unterbricht sich] Und obwohl es meine Briefe sind, sind sie anscheinend ein Teil seines Nachlasses, weshalb ich sie nicht für das Buch verwenden durfte. Er ließ sie mich irgendwie nicht für das Buch benutzen.“ Wen sie mit „er“ meint, bleibt leider im Unklaren. Bons Familie und ihre Anwälte sind wild entschlossen, sein Image und sein Ansehen zu beschützen. Sie sind berüchtigt dafür, allem, was sie nicht autorisiert haben, den Stecker zu ziehen. Ich besitze eine Kopie eines Briefes von einem Anwalt, der darin jemanden, der Bons Familie zu einer Zusammenarbeit bezüglich eines Films über Bons Leben ermuntern wollte, eindringlich warnt, dass „die Nachlassverwaltung ihre Rechte am Namen, Image und Ansehen von Bon Scott sehr ernst nimmt und gegebenenfalls rechtliche Schritte einleiten wird, um irgendeine unautorisierte Verwendung des Namens ‚Bon Scott‘ zu unterbinden.“
2 „Vor Back In Black gelang es der Band nie wirklich, ihren Sound und ihr Temperament festzuhalten“, kritisierte Rolling Stone AC/DC in einem ihrer Album-Guides. Die Alben mit Bon Scott bewertete man dort folgendermaßen: High Voltage ★★, Let There Be Rock ★★½, Powerage ★★½, If You Want Blood ★★★ und Highway To Hell ★★★. Back In Black erhielt ★★★★. Unglaublich, aber wahr: Who Made Who erhielt ebenfalls ★★★★. Heutzutage gilt das einst gescholtene Powerage, das einige von Bons besten Texten enthält, weltweit als Meisterwerk und eine der besten Platten der Siebziger. So soll das auch sein, immerhin ist es eine makellose Scheibe.
3 Historische Zitate von AC/DC-Mitgliedern werden im gesamten vorliegenden Buch verwendet. Die Quellen für diese Zitate (sowie ausgewählte andere Zitate) werden in der Bibliografie separat nachgewiesen.
4 Banner Thomas, der verstorbene Bassist von Molly Hatchet, meinte, dass die Show in Indiana, vermutlich in Evansville, und nicht in Tennessee stattfand.
5 Charlie Brusco, der ehemalige Manager der Outlaws und von Lynyrd Skynyrd, sagt, dass er von Bons mysteriösen Solo-Ambitionen Wind bekommen hatte: „Bon wollte eine Southern-Rock-Platte aufnehmen. Ich habe aber nie gehört, dass es mehr gewesen wäre als eine Idee, die im Raum stand.“ Leon Wilkeson, der inzwischen verstorbene Bassist von Lynyrd Skynyrd, wird regelmäßig mit Bons Soloalbum in Verbindung gebracht. Jeff Carlisi, Gitarrist von .38 Special, glaubt, dass an den Gerüchten etwas dran sein könnte: „Leon war ein großer Fan [von AC/DC] und verstand ihre Musik vielleicht besser als irgendjemand sonst.“ Outlaws-Drummer Monte Yoho erzählt eine ähnliche Geschichte über Wilkeson: „Als wir viel mit Skynyrd auf Tour waren, kam Leon eines Abends in einem AC/DC-Shirt auf mich zu und fragte mich, ob ich schon von dieser Band gehört hätte. Er erzählte mir, wie unglaublich sie wären und dass er mit ein paar der Mitglieder abgehangen hätte. Das mag vielleicht ein Bindeglied zu der ganzen Southern-Rock-Sache gewesen sein.“ Doch Outlaws-Gitarrist Freddie Salem, der ebenfalls Zeit mit Bon verbrachte, wusste nichts davon: „[Bon] erwähnte kein Southern-Rock-Album per se, liebte aber amerikanische Roots-Musik, so wie das die meisten britischen oder australischen Rockmusiker tun.“ Greg T. Walker, Bassist von Blackfoot und früher bei Lynyrd Skynyrd, bestätigt dies: „Wir spielten damals viele Shows mit AC/DC. Es war immer lustig, wenn Bon, [der verstorbene Blackfoot-Drummer] Jakson Spires und ich zusammen viel tranken und das Leben maximal auskosteten. Es war eine Zeit, bevor sich Bands in Lager aufspalteten, weil eines ihrer Mitglieder eine Solo-Scheibe machen wollte. Keiner von uns verschwendete einen Gedanken an so eine Absurdität. Bon deutete nie etwas in dieser Richtung an. Und wir verbrachten viel Zeit zusammen auf Tour.“
6 Ein paar Monate später kündigte Cliff Williams an – er war seit 1977 Teil der Band –, dass er sich nach Ende der Tour zurückziehen würde, da die Gruppe seiner Aussage zufolge nun „ein anderes Tier“ wäre. Seine letzte Show mit AC/DC bestritt er am 20. September 2016 in Philadelphia. Sein Abschiedsfest feierte er am 30. Januar 2017 in Fort Myers, Florida.
Teil I
1977
1
Go Down
Vier Tage vor AC/DCs Ankunft in Texas landete Barry Manilow einen Nummer-1-Hit mit der öden Ballade „Looks Like We Made It“. Man kann sich nur vorstellen, wie das Bon Scott geärgert haben muss, der zum ersten Mal die USA besuchte. Seitdem er ins Teenageralter gekommen war, hatte er von diesem Land geträumt. Zwei Jahre später erwähnte Bon Manilow im Song „Get It Hot“, der auf seinem letzten Album mit AC/DC Highway To Hell erschien. Mit trockener Erleichterung sang er da:
Nobody’s playing Manilow.
Auch vor Disco gab es kein Entkommen. Der angesagteste Song in New York und Los Angeles hieß „I Found Love (Now That I Found You)“ von Love And Kisses. Andy Gibb sollte schließlich Manilow an der Spitze der Charts mit „I Just Want To Be Your Everything“ ablösen und ganze drei Wochen dort bleiben. Was Rockmusik betraf, so kämpften „Barracuda“ von Heart, „Black Betty“ von Ram Jam sowie die Steve Miller Band mit ihrer Coverversion des Paul-Pena-Songs „Jet Airliner“ eine scheinbar aussichtslose Schlacht gegen die gnadenlose Übermacht der Discokugel.
Die Herausforderung, der sich AC/DC mitsamt ihrem neuen englischen Bassisten Cliff Williams stellten, war nicht zu unterschätzen. Es war die Art Herausforderung, mit der sich jede neue Rock-’n’-Roll-Band in Amerika konfrontiert sah. Um Geld zu verdienen, mussten sie auf Tour gehen – und in diesem Bereich waren Kiss und Led Zeppelin die unbestrittenen Marktführer. Letztere waren im April vor 80.000 Menschen im Pontiac Silverdome in Michigan aufgetreten. Led Zeppelins Konzert am 24. Juli beim Day On The Green im kalifornischen Oakland sollte ihr letzter Auftritt in Nordamerika sein.
Doch Bon war nicht Robert Plant. Auf ihn wartete jedenfalls kein Stadion gefüllt mit Zehntausenden kreischenden Girls. Stattdessen begannen er und seine Band ihre Reise durch Nordamerika, die sich letztlich als durchaus bemerkenswert herausstellen sollte, mit einer Show vor 1500