... und hinter uns die Heimat. Klaus-Peter Enghardt

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Kaffee an und verriet ihr, dass sie zum Empfang der Lehrerin einen Pflaumenkuchen gebacken hatte. Erfreut nahm Katharina die Einladung an und ihr Gefühl sagte ihr, dass mit Frau Schimkus sicher gut auszukommen sein wird.

      Die nächsten zwei Stunden widmete sie sich ihrem Gepäck. Als sie ihre Koffer und die Reisetasche ausgepackt hatte, wurde ihr zum ersten Mal deutlich bewusst, dass sie nun für eine lange Zeit von ihren Eltern getrennt sein würde. Dabei vermisste sie ihre Eltern bereits schon jetzt, doch sie hoffte, sie während den Weihnachtsferien besuchen zu können.

      Zunächst überwog aber die Vorfreude auf ihre neue Aufgabe, die Arbeit mit den Kindern.

      Plötzlich unterbrach ihre Gedanken ein Rufen nach ihrem Namen. Frau Schimkus stand unten an der Treppe und lud Katharina zum Abendbrot ein.

      Überrascht, aber hoch erfreut, kam das Mädchen der Einladung nach, denn obwohl sie am Nachmittag zum Kaffee zwei Stücke Pflaumenkuchen gegessen hatte, verspürte sie doch ein Hungergefühl. Dabei fiel ihr ein, dass sie mit der Hausherrin noch nicht einmal über die Miete und eine eventuelle Pension gesprochen hatte, denn sie wusste im Moment nicht, wie sie sich sonst beköstigen sollte. Sie hatte in ihrem Zimmer zwar einen Kachelofen mit einer »Röhre« zum Äpfel braten oder Essen warmstellen, nicht jedoch zum Kochen. Außerdem wusste sie auch nicht, wo sie das Heizmaterial für den Winter herbekommen sollte, das musste sie unbedingt mit ihrer Vermieterin besprechen.

      Ein Novum für sie war allerdings die Toilette.

      Bisher war Katharina es gewohnt, dass sich die Toilette im Haus befand, wenn auch eine Treppe unter der elterlichen Wohnung, aber im Winter war es wenigstens warm darin.

      Bei ihrer Vermieterin befand sich das »stille Örtchen« jedoch auf dem Hof und die junge Frau mochte sich gar nicht vorstellen, wie kalt es im Winter darin sein würde.

      Auf jeden Fall würden ihre Toilettengänge zumindest in der kalten Jahreszeit sehr zeitbegrenzt ausfallen. Doch wie pflegte ihre Mutter in solcher Situation zu sagen? »Der Mensch gewöhnt sich an alles« und genau diese Einstellung hatte sie ihrer Tochter mitgegeben.

      Als die Lehrerin die Stufen zur Küche hinabging, strömten ihr verführerische Düfte entgegen. Es roch nach Bratkartoffeln mit Speck, das Leibgericht der jungen Frau.

      Ihre Wirtin hatte im Wohnzimmer gedeckt, obwohl Katharina lieber in der Küche gegessen hätte. Sie war es von zu Hause so gewohnt, doch sie hütete sich, das zu verraten.

      Zu den Bratkartoffeln gab es zu ihrer Freude sogar Spiegeleier, ein richtiges Festessen, und sie ließ sich nicht lange bitten und langte tüchtig zu.

      »Frau Schimkus, Sie verwöhnen mich aber. Am Nachmittag bereits der vortreffliche Pflaumenkuchen und nun auch noch mein Leibgericht!«, schwärmte das Mädchen.

      »Sie waren doch lange genug unterwegs und werden sicher Hunger bekommen haben«, erwiderte ihre Wirtin:

      »Wie haben Sie sich denn ihren Aufenthalt vorgestellt? Möchten Sie sich selbst beköstigen? Dann könnten Sie meinen Herd benutzen, oder soll ich lieber für sie kochen?«

      »Ich weiß ja hier noch gar nicht Bescheid. Gibt es denn im Dorf einen Krämerladen, in dem ich einkaufen könnte? Dann brauchte ich ja auch Kartoffeln und Milch und Butter und Öl, und all die Dinge, die man zum Kochen eben braucht. Also wenn es möglich wäre, dann würde ich Ihr Angebot gerne annehmen und mich von Ihnen beköstigen lassen, wenn ich es mir leisten kann.«

      Die Witwe antwortete: »Ach, da machen Sie sich mal keine Sorgen, ich komme Ihnen da entgegen. Ich bin ja froh, wenn ich wieder ein wenig Gesellschaft bekomme. Seit dem Tod meines Mannes und der Einberufung meiner Söhne ist es so ruhig im Haus. Aber wenn Sie wirklich einmal eine Kleinigkeit benötigen, da gibt es im Dorf tatsächlich einen Gewürzer, bei dem bekommen sie allerlei Lebensmittel, meist allerdings nur auf Marken. Aber meine Hühner versorgen mich gut mit Eiern, außerdem habe ich ein paar Kaninchen, ein paar Enten und Gänse. Sie müssen also nicht befürchten, bei mir zu verhungern.«

      Plötzlich sagte sie resolut: »Nun aber los, sonst werden die Kartoffeln noch kalt.«

      Katharina langte ordentlich zu. Sogar einen Nachschlag, den ihr Frau Schimkus unaufgefordert auftat, aß sie restlos auf.

      Nach dem Abendbrot fragte Katharina: »Frau Schimkus, ich habe Ihre Back- und Kochkunst ja nun kennengelernt. Was hatten Sie sich denn für Miete und Pension vorgestellt, ich könnte dann meine monatlichen Ausgaben planen.«

      »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, dann würde ich für die Miete sieben Reichsmark bekommen und wenn Sie Kost und Logie haben möchten, dann hielte ich fünfundvierzig Reichsmark für angemessen. Das Holz zum Heizen bekommen sie vom Bürgermeister zugewiesen, das stellt die Gemeinde kostenlos zur Verfügung. Nur wenn Sie im Winter wirklich mit Kohle heizen wollen, dann müssten Sie die in Zinten beim Brennstoffhändler bestellen. Letzten Winter hat der Zentner allerdings bereits zwei Reichsmark gekostet.

      Sie dürfen sich aber auch im herrschaftlichen Wald trockene Knüppel auflesen, oder einen Antrag auf kostenloses Windbruchholz stellen. Die Zwangsarbeiter bringen es Ihnen dann gern und freuen sich immer über ein paar Dittchen.«

      »Vielen Dank, da nehme ich Ihr Angebot natürlich gern an. Das ist ja nicht einmal ein Drittel meines Gehalts und das Holz habe ich noch kostenlos dazu, na ja, fast«, lachte Katharina erfreut. »Mit der Kohle überlege ich es mir noch«, fügte sie hinzu.

      Nachdem diese Fragen geklärt waren, unterhielten sich die beiden Frauen noch eine halbe Stunde, dann wussten beide die wichtigsten Dinge voneinander.

      Frau Schimkus hatte der jungen Frau vom Tod ihres Mannes erzählt und wie schwer es ihr ums Herz war, dass beide Söhne an der Front kämpften. Jeden Tag bangte sie um ihr Leben. Dann gestand sie der Lehrerin, dass sie sehr froh war, sie bei sich zu haben.

      Katharina wünschte der Witwe eine gute Nacht und ging nachdenklich, doch auch mit einem Gefühl der Freude und der Geborgenheit, auf ihr Zimmer.

      Bequem in den Kissen liegend, dachte sie daran, dass sie gleich am nächsten Tag ihren Eltern einen Brief schreiben muss und auch Frau Kleinschmidt in Berlin Bericht erstatten wollte, und schlief kurz darauf ein.

      Obwohl sie noch ein paar freie Tage vor sich hatte, wollte sie bereits am nächsten Morgen in die Schule gehen und überprüfen, wie es mit dem Schulmaterial aussah.

      Fehlende Dinge durfte sie in einem gewissen Umfang in Absprache mit ihrem Lehrerkollegen bestellen. Das hatte ihr der Schulrat zugestanden.

      Das Frühstück nahm sie gemeinsam mit Frau Schimkus bei nettem Geplauder ein, doch sofort danach ging sie zum Bürgermeister und bat um einen Schlüssel für das Schulgebäude, da sie sich mit den Lehrmitteln vertraut machen wollte.

      Der Mann drückte der neuen Lehrerin ein kleines Schlüsselbund in die Hand und sagte: »Hier, das sind die Schlüssel für den Haupteingang und die Klassenräume. Sie können das Schlüsselbund behalten.«

      Als sich Katharina wenig später verabschiedet hatte, sagte der Bürgermeister zu seiner Sekretärin: »Ei, das Marjellchen ist sehr eifrig. Hoffentlich bleibt das auch so.«

      Schon nach kurzer Inspektion hatte Katharina festgestellt, dass es an vielen Dingen fehlte. Einiges würde sie beim Schulamt bestellen müssen, einiges selbst besorgen und einige Dinge würde sie mit den Kindern gemeinsam basteln.

      Basteln sollte überhaupt einen festen Bestandteil in ihrem Unterricht einnehmen, denn wie ihr

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