Tatort Oberbayern. Jürgen Ahrens

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Tatort Oberbayern - Jürgen Ahrens

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Papili.« Svenja strahlte, fiel Tobias zum Abschied um den Hals und verschwand in ihrem Zimmer.

      »Was ist denn das? Wie kommst du an dieses Foto? Spionierst du mir nach?« Tobias schaute auf Katharinas Laptop, das geöffnet im Gang neben dem Telefon stand. Sie hatte vor Svenjas Rückkehr noch kurz mit einer aufgelösten Birgit telefoniert und sie beruhigt. Es brachte ihre Freundin fast um den Verstand, dass sie nicht an die verschlüsselten Adelhofer-Daten rankam.

      »Äh, dir nachspionieren? Es gibt Spannenderes«, gab Katharina zurück. »Das ist Robert Adelhofer, ich kann nicht sonderlich viel Ähnlichkeit mit dir feststellen.«

      Tobias blitzte sie wütend an. »Du weißt genau, dass es nicht um den Typen geht. Woher kennst du sie, hast du Kontakt mit ihr aufgenommen? Was willst du von ihr?«

      Katharina schaute auf den Bildschirm. Das Foto zeigte Robert Adelhofer im Vordergrund und dahinter Lukas Adelhofer im Gespräch mit einer jungen Frau.

      »Tobias, erklärst du mir bitte, worum es geht? Ich recherchiere über Robert Adelhofer, sonst nichts.«

      Tobias’ Wut verrauchte nicht. »Ich wollte zu dir zurück, vergiss das nicht, du wolltest es nicht. Ich rate dir dringend, hör auf, in meiner Vergangenheit herumzuschnüffeln.« Sprach’s und knallte die Haustür hinter sich zu.

      Während Katharina noch verdattert auf ihren Computer schaute, kam Svenja aus ihrem Zimmer: »Hat sich der Papa geärgert, Mama?«

      In Katharina stieg der altbekannte Zorn auf ihren Ex hoch. Routiniert ließ sie ihn ihre Tochter nicht spüren.

      »Er hat das Foto hier gesehen und jemanden verwechselt. Ich habe es ihm erklärt, alles gut.«

      Svenja zog beruhigt ab.

      Katharina schaute sich das Foto genauer an. Robert Adelhofer – wie auf fast allen Fotos aus Birgits Recherchen – umgeben von vielen, meist jungen Frauen. Er schrieb Autogramme. Hinter ihm Lukas Adelhofer, der sich mit einer Blondine unterhielt. Tobias war offenbar der Meinung, dass ihr Trennungsgrund bei Lukas Adelhofer stand. Optisch passte sie jedenfalls voll ins Klischee des jungen, weiblichen Adelhofer-Fans. Katharina schloss die Datei. Mehr wollte sie im Augenblick nicht wissen. Falls nötig, hätte Birgit schnell herausgefunden, wer die Frau war.

      München Schwabing

      »Hallo, ich bin Andrea Moosbacher, ich hatte am Freitag angerufen und habe um 10 Uhr einen Termin mit Jan Wendelin.«

      Birgit Wachtelmaier stand im Vorzimmer des Geschäftsführers von »Alpenliebe«, einer Eventagentur, die von der normalen Wanderung bis zur Hochzeit in der Steilwand und wochenlangen Extremtouren alles organisierte. Das Geschäft schien gut zu laufen, die Büroräume befanden sich immerhin direkt an der Münchner Freiheit mitten in Schwabing. Die ganze fünfte Etage eines Jugendstilbaus war von »Alpenliebe« belegt. Als Birgit im Internet nach Ansprechpartnern für ihre Bergwinter-Recherche gesucht hatte, war der erste Treffer gleich »Alpenliebe« gewesen. Dafür musste die Agentur ordentlich Geld hingelegt haben.

      »Hallo, schön, dass Sie da sind, ich bin Angelina Michlbichler, Herrn Wendelins Assistentin.« Frau Michlbichler stand auf und kam hinter ihrem Schreibtisch hervor, um Birgit die Hand zu reichen. Sie trug eine zünftige bayerische Trachtenlederhose, dazu eine rot-weiß-karierte Bluse und Haferlschuhe – wahrscheinlich die Berufskleidung bei »Alpenliebe«, dachte Birgit und erwiderte den recht kräftigen Händedruck. Sie selbst sah aus wie ein trauriges Mauerblümchen in ihrem cremefarbenen Faltenrock mit dem braunen Twinset und den flachen dunkelbraunen Ballerinas. Danke, Katharina, dachte sie grimmig.

      »Nehmen Sie noch einen Moment Platz. Herr Wendelin hat gleich Zeit für Sie. Ich sage ihm Bescheid.« Frau Michlbichler verschwand hinter einer Flügeltür, die neben ihrem Schreibtisch vermutlich direkt ins Chefbüro führte. Birgit setzte sich in einen mit Kuhfellimitat bezogenen Ohrensessel und schaute sich um. Frau Michlbichler hatte von ihrem Schreibtisch eine fantastische Aussicht Richtung englischer Garten. Die Wände hingen voller Fotos von »Alpenliebe«-Events: glückliche Bräute, die mit flatterndem Schleier in der Felswand hingen, stolze Kletterer, die Selfies auf tief verschneiten Berggipfeln machten, gedeckte Tafeln mitten im Schnee vor sonnigem Gipfelpanorama – daran sitzend Menschen in Daunenjacken und Thermohosen.

      Warum man an solchen Dingen Gefallen finden konnte, erschloss sich Birgit nicht. Sie saß und aß lieber auf maximal 530 Metern über dem Meeresspiegel, so hoch lag München. Bergtouren konnte sie ebenso wenig abgewinnen. Dabei geriet sie nur ins Schwitzen und bekam eine feuerrote Birne. Dann lieber Eier-Diät, statt auf solch anstrengende Art Kalorien zu verbrennen.

      Aufgrund dieser Überlegungen entschied sich die Archivarin dagegen, einen der verlockenden »Auszognen« zu verspeisen, die vor ihr auf einer weiß-blau rautierten Porzellanplatte dufteten. Sie liebte zwar Fettgebackenes jeder Art, überschlug aber sofort, dass ein Stück mindestens 400 Kalorien hatte, und verzichtete.

      Gott sei Dank öffnete sich in diesem Moment wieder die Flügeltür und Frau Michlbichler bat sie ins Büro des Chefs.

      In einem riesigen Raum stand ein Mann Anfang 30 mit blau kariertem Hemd und einer Lederhose, vermutlich aus Hirschleder. Dazu trug er hippe blaue Sneaker, nicht etwa altmodische Haferlschuhe. Jan Wendelin hatte dunkelblonde Haare, dazu gut gebräunte Gesichtshaut. Birgit ging ihrer Rolle entsprechend schüchtern auf den Naturburschen zu, der sie anstrahlte:

      »Servus Frau, äh …«

      »Moosbacher, Herr Wendelin, Andrea Moosbacher. Danke, dass Sie sich die Zeit für mich nehmen, wo es um eine rein private Angelegenheit geht.«

      »Aber Frau Moosbacher, fast alle Leute kommen hierher in privaten Angelegenheiten, that’s my business, das ist mein Job, wissens. Setzen Sie sich«, forderte Wendelin sie auf und ließ sich selbst auf einen blau-weiß rautierten Sitzsack fallen. Für Andrea zeigte er auf einen riesigen Ledersessel, der als Armlehnen und Stuhlbeine Stücke von Hirschgeweih hatte, Imitat, wie Birgit unschwer erkannte.

      »Äh, gern«, sagte Andrea schüchtern und setzte sich mit eng zusammengepressten Beinen auf den Hirschsessel, die Handtasche hielt sie auf dem Schoß umklammert. Zwischen ihnen stand ein zur Tischplatte umfunktionierter Baumstamm. Darauf: Brezeln, Butter, Obazda.

      »Greifens zu, Frau Moosbeier.«

      »Moosbacher«, korrigierte Birgit höflich und schüttelte den Kopf. »Nein, danke, ich muss auf meine Linie achten.«

      »Aber ein Mineralwasser werdens nehmen, oder?« Jan Wendelin grinste sie jovial an und holte eine Flasche »Alpenwasser medium« aus einem gigantischen Kühlschrank, dessen Front eine saftig grüne Alpenwiese zeigte. Birgit hatte langsam genug von der Bayern-Deko, aber sie bewahrte die Fassung und nahm höflich das Wasserglas – selbstverständlich mit weiß-blauem Rautenaufdruck – entgegen.

      »Was kann ich für Sie tun, Frau Moosbauer?« Wendelin hatte sich wieder gesetzt und nahm einen kräftigen Schluck aus dem vor ihm stehenden Weißbierglas. »Alkoholfrei, nicht dass hier ein falscher Eindruck entsteht.«

      Birgit lächelte schüchtern, nahm einen Schluck von ihrem Wasser und begann ihre Recherche.

      »Da hams ja ein unternehmungslustiges Bürscherl daheim, Frau Moosbrauer.« Jan Wendelin hatte sich bierschlürfenderweise Birgits ganzes Märchen vom Sohnemann, der Robert Adelhofers Bergwinter nachmachen wollte, angehört. Birgit hatte längst aufgehört, ihren ohnehin falschen Nachnamen zu korrigieren. Herrn Wendelins jovial-gönnerhafte

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