Das Halbmondamulett.. Jens Petersen

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Das Halbmondamulett. - Jens Petersen

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also nur unbeirrt weiter die “Ägyptische Karte“ spielen in der Vermutung, dass sie insgeheim auch die seine ist.“

      „Wenn ich recht überlege“,

      unterbrach Hermann das Thema,

      „so war mir eigentlich etwas aufgefallen, was zu denken gibt.“

      "

      „Ja?“

      „Das Haus gegenüber der Dhau, es war doch verschlossen?“

      „Ja, genau wie alle anderen.“ „Nein,eben nicht wie alle anderen. Die hatten draußen ein Vorhängeschloss an der Tür. Dieses aber nicht und wenn ich mich recht erinnere, hatte ich auch kein Schlüsselloch gesehen. Es könnte also nur von innen abgeschlossen sein.“

      Man könnte nun sagen: was soll es? Und wir täten besser daran, uns nicht weiter darum zu kümmern. Aber die Neugierde ließ uns einfach keine Ruhe. Als wir wieder vor dem Haus standen, konnten wir in der Tat kein Schlüsselloch entdecken, und unser Rütteln an der Tür bestätigte die Vermutung, dass sie von innen entweder mit einem Vorhängeschloss versehen oder verriegelt sein müsste.

      Alle zugleich mussten wir wohl das Knacken über uns gehört haben. Es ist unfassbar, wie schnell der Körper reagiert, wenn man nicht erst nachdenkt. Eigentlich kam überhaupt erst ein Gedanke auf, als wir uns bereits circa fünf Meter weiter links wiederfanden. Selber vermochten wir nicht zu sagen, wie wir dorthin gekommen waren und auch nicht, wieso wir es vermieden hatten, uns dabei über den Haufen zu rennen. Zudem war unsere Aufmerksamkeit in diesem Moment restlos eingenommen von mehreren Tonnen Stein und Mörtel, die direkt vor unseren Augen sich in den Boden rammten. Allein der Luftdruck hätte uns fast umgehauen.

      Dass hier hin und wieder Teile von Gebäuden einstürzen, war deutlich zu sehen gewesen. Wir waren ja zuvor über etliche solcher Trümmerberge hinweggestiegen. Nur dass ausgerechnet in diesem Augenblick, als wir davor standen, die ganze Frontwand des oberen Stockwerkes herunterkommen musste. Vor Schreck wie betäubt trollten wir uns davon, ohne das Haus weiter zu inspizieren, wie eigentlich vorgehabt.

      Zurück gingen wir einen anderen Weg, vorbei an großen Lager- und Kaufmannshäusern. Mit kaum merklich leisem Zischen rieselte der Sand, oder war es der Mörtel von den Wänden. So viel Reichtum war zu sehen, der Drang ihn für alle Zeiten und alle Augen zu manifestieren, und jetzt kehrte er langsam, fast unbemerkt in die Erde zurück.

      Eines Morgens wurden wir wieder in die Kommandantur gebeten. Eine Entscheidung lag in der Luft. Der Kommandant eröffnete uns, eine Anklage wegen illegaler Einreise würde nicht erhoben. Er bat darum die ägyptische Karte als Dokument endgültig in den Akten zu behalten. Im Übrigen müssten wir ausreisen auf dem gleichen Weg, auf dem wir gekommen waren. Wir schluckten kurz, dann betonten wir nochmals, jetzt weit überzeugter und eindringlicher:

      „Bei allem Respekt, aber das wäre uns beim besten Willen nicht möglich. Unser Wagen, ohnehin zum Geländewagen wenig geeignet, hatte Schaden genommen. Diese Tour de force ein zweites Mal zu wagen, hieße das Schicksal herausfordern und könnte leicht in einer Katastrophe enden. Andererseits besaßen wir gültige äthiopische Visa, und die Strecke zu dieser Grenze war ungefährlich, sowie weit häufiger befahren. Wir ersuchten darum die sudanesischen Behörden ernsthaft, dieses Problem noch einmal in allen Konsequenzen zu bedenken.“

      Mehr brauchten wir nicht zu sagen.

      Am Nachmittag des nächsten Tages traf ich Karim, den Nachtportier unseres Hotels auf dem Markt von Port Sudan. „Na, noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen für die Feier heute Abend.“

      strahlte er wohlwollend.

      „Von was für einer Feier sprichst du, Karim?“

      „Na, die Wiedersehensfeier.“

      „Was für eine Wiedersehensfeier?“

      Ich wusste noch immer nicht, wovon er eigentlich redete und musste wohl einigermaßen perplex ausgesehen haben. Jedenfalls erschrak Karim und machte einen Rückzieher.

      „Oh, tut mir Leid, ich hab' wohl schon zuviel erzählt.“

      Natürlich wollte ich jetzt wissen, wovon er zuviel erzählt hätte.

      „Nein, nein, ich hatte versprochen nichts zu verraten.“

      Als auch weiteres Eindringen auf ihn immer nur eine Wiederholung der gleichen Beteuerung hervorbrachte, kam mir eine Idee.

      „Wie viel hat er dir gegeben?“

      „50 Piaster.“

      Gestand Karim kleinlaut.

      „So ein Geizhals! Manche Leute haben aber auch überhaupt kein Verständnis für einen schwer arbeitenden, schlecht bezahlten Nachtportier.“

      Während ich ihm 100 Piaster in die Hand legte, sagte ich:

      „Und jetzt will ich alles wissen, wer das war, wie er aussah, was er gesagt hat und so weiter.“

      „Nun ja, da kam gestern Abend, es war schon spät und sehr ruhig im Hotel, weil schon alle Gäste schliefen, da kam so ein Typ, ob er einer von euch war oder aus irgendeinem anderen Land des Westens, das kann ich nicht sagen. Jedenfalls sagte er, er wäre ein guter, alter Freund und es wäre eine riesige Wiedersehensfreude. Er wollte sofort zu euch hinauf. Aber das durfte ich nicht zulassen, das hätte mich meinen Job gekostet. Denn da habe ich vom Chef strikteste Anweisung, unter gar keinen Umständen jemanden, der kein Gast ist, hereinzulassen. Als dieser Typ das denn endlich eingesehen hatte und aufhörte mich damit zu bedrängen, gab er mir die 50 Piaster und wollte alles über euch wissen. Wie ihr heißt, woher ihr kommt, wie lange ihr hier bleibt, was ihr im Sudan wollt. Was ihr von Beruf seid, schien ihn besonders zu interessieren, denn er fragte mehrmals nach, ob ihr vielleicht für irgendeine Zeitung daheim arbeitet, oder für eine Regierung, ob ihr viel fotografiert und Notizen macht und derlei Dinge mehr. Schließlich meinte er dann, er würde am nächsten Tag wieder kommen, aber ich dürfte auf keinen Fall etwas sagen, denn es sollte eine große Überraschung sein.“

      „Karim, ich kann dich beruhigen, du hast nichts verraten. Im Gegenteil, es war richtig, dass du mir alles erzählt hast. Wenn er ein Freund von uns wäre, müsste er denn fragen, wie wir heißen, woher wir kommen und was wir von Beruf sind?

      „Das passt zu dem, was ich beobachtet hatte“,

      nickte Hermann.

      „So Rumsteher gibt es ja hier an jeder Ecke, und das fällt nicht weiter auf. Dieser stand immer auf der anderen Strassenseite und hatte unseren Hoteleingang im Auge. Hätte mir auch noch nichts dabei gedacht, wäre er nicht prompt uns gefolgt bis vor den Eingang der Kommandantur.“

      „Wenn der, oder sagen wir besser, wenn die wüssten, weshalb wir dort einkehren, könnten sie wahrscheinlich wesentlich ruhiger schlafen.“

      Zwei Tage später kam wieder ein Sergeant am Morgen ins Hotel und bat uns höflich, ihm in die Kommandantur zu folgen. Sein Chef hieß uns Platz nehmen und fragte, ob Tee willkommen sei. Dann wurde er ernst und sagte:

      „Wir haben uns entschieden und dieses ist jetzt endgültig. Es wird ihnen gestattet nach Äthiopien auszureisen mit der Auflage, dass sie mit der Eisenbahn bis zum Grenzort Kassala fahren und ihr Fahrzeug ebenfalls auf die Bahn verladen. Noch irgendwelche Einwände?“

      Nein,

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