Das Erbe der Ax´lán. Hans Nordländer

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Das Erbe der Ax´lán - Hans Nordländer

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drohte, mit ihnen in seiner Achse, doch er schob diesen Gedanken entschlossen von sich. Jetzt hatte es keinen Sinn mehr, durch überflüssiges Zögern Zeit zu verlieren.

      Er öffnete die Kiste, in der sie die Fragmente nach Elveran gebracht hatten, und legte die einzelnen Behälter mit den Fragmenten durch eine seitliche Klappe in den Glasschrank. Dann verschloss er die Klappe sorgfältig. Anschließend betätigte er einpaar Knöpfe an einem Schaltschrank und schob langsam einen kleinen Hebel vor, so, wie die Sinaraner es ihnen erklärt hatten. Es geschah nichts, außer dass sich ein leichtes Flimmern um den Glasschrank legte, aber auch darauf hatte Osir sie vorbereitet. Es gab kein Summen, Knistern oder Brummen, alles ging vollkommen lautlos vonstatten. Das Flimmern jedoch bewies, dass sich das schützende Kraftfeld um den Glasschrank gelegt hatte. Als sich Taligh davon überzeugt hatte, dass alle Kontrollämpchen grün leuchteten, meinte er:

      „Jetzt bist du dran, Neneema.“

      Ihr fiel die Aufgabe zu, den Kristall zusammenzusetzen.

      Mit erstaunlich ruhiger Hand und als hätte sie so etwas schon öfter getan, zog sie mit den Greifarmen ein Fragment nach dem anderen aus seinem Behälter und legte die Stücke säuberlich nebeneinander: violett, silbern, grün, gelb, türkis, blau, rosa. Nichts geschah. Vordergründig harmlos, glitzerten ihre Flächen in dem grellen Licht der Arbeitslampe.

      Es war ein kleines Puzzlespiel, denn sie musste erst herausfinden, wie die Teile zusammenpassten. Das war nicht sofort ersichtlich. Schließlich setzte sie den Chrysalkristall in umgekehrter Reihenfolge zusammen, wie sie die Fragmente entnommen hatte.

      Taligh stand angespannt und schweigsam ein wenig abseits, um Neneema bei ihrer Arbeit nicht zu stören. Jedes Mal, wenn sie wieder ein Stück eingepasst hatte, versteifte er sich unwillkürlich, weil er mit irgendwelchen Nebenwirkungen rechnete, doch es geschah immer noch nichts. Bis dem Kristall das letzte Fragment eingefügt worden war, behielten die anderen sogar ihre Farbe. Dann ging eine wunderbare Veränderung mit ihm vor sich. Er fing an zu funkeln und die Farben liefen ineinander und erzeugten Wellen und Wirbel auf seinen Oberflächen, während die Stücke zusammenwuchsen. Neneema trat einen Schritt zurück.

      Es dauerte eine geraume Zeit, ehe sich die Farbspiele beruhigten und der Kristall seine ursprüngliche Farbe hergestellt hatte. Und dann begann er, in einem glänzenden, goldenen Licht zu erstrahlen.

      Jetzt verstanden Neneema und Taligh, woher der Chrysalkristall seinen Namen hatte. Der ganze Raum wurde in einen goldenen Glanz getaucht. In ihrem weltentrückten Erstaunen vergaßen die beiden sogar zu überprüfen, ob die Energien des Kristalles eingefangen und in den Nebenraum weitergeleitet wurden. Erst nach einer Weile fassten sie sich wieder. Der Kristall strahlte unvermindert und Neneema verdunkelte das Glas der Schrankwände.

      „Es scheint zu funktionieren“, meinte Taligh. „Die Anzeige bestätigt einen erhöhten Energiefluss in die Geräte des Nebenraumes.“

      Jetzt galt es abzuwarten.

      Als das letzte Fragment mit ihm vereinigt war, erwachte der Kristall zu bewusstem Leben und stellte fest, dass er wieder einmal in einem energetischen Käfig steckte. Und gleichzeitig fühlte er, wie ihm ein Teil seiner Kraft entzogen wurde. Es war nicht existenzbedrohend, aber unangenehm. Er hätte dem Zustand unmittelbar ein Ende bereiten können, aber er wollte nicht voreilig handeln. Zuerst wollte er herausfinden, was da mit ihm geschah. Er hatte keine Angst. Er brauchte keine Angst zu haben. Er war aber neugierig. Nach all den Jahrhunderten der Auflösung stellte er fest, dass er die Neugierde, die ihn einst erfüllt hatte, immer noch besaß.

      Er erblickte die beiden Menschen, die außerhalb dieses seltsamen Glaskastens gebannt auf ihn starrten. Vorsichtig tasteten seine Gedanken nach den ihren. Sie gehörten offensichtlich keinem Volk an, das in die einstmaligen Ereignisse verwickelt war. Sie nannten sich Oson. Er bemerkte bei ihnen eine ungewöhnliche Fesselung, die offensichtlich ihm selbst galt. Er schmunzelte, was ihm als Mineral jedoch nur innerlich möglich war. Er hatte den Eindruck, als ob die beiden etwas sahen, was sie nicht erwartet hatten. Doch es gab keinen Zweifel, sie hatten ihn wieder zu einem Ganzen zusammengefügt. Trotzdem fühlte er dabei keine Dankbarkeit, denn das war ihm von vornherein bestimmt gewesen, und wäre es nicht durch sie geschähen, dann hätten es andere getan.

      Als der Kristall tiefer in sie Eindrang, begriff er die Zusammenhänge und erfuhr die Gründe ihrer Anwesenheit in diesem Augenblick. Er war über die Maßen verblüfft darüber, was in der Zeit, seit er zerlegt worden war, an die er sich vergleichbar mit einem Traum organischer Lebewesen erinnerte, alles geschehen war. Gleichzeitig stellte er bei ihnen eine merkwürdige Spannung fest. Das hatte mit einem Ereignis zu tun, dass nicht unmittelbar seine »Wiederauferstehung« betraf. Die Gedanken des Mannes waren am deutlichsten und dann begriff der Kristall. In diesem Augenblick sollte ein Vorgang rückgängig gemacht werden, den er selbst vor vielen Jahren verursacht hatte. Natürlich, die Sinaraner wollten ihre Körper zurück.

      Der Kristall erschrak. Wie lange war das her? Er forschte weiter in der Erinnerung der beiden Menschen. Wer waren die Oson überhaupt? Wie Sinaraner sahen sie nicht aus, wie die Elveraner, die er kannte, auch nicht. Er entdeckte bei ihnen das Wissen um die Dauer eines Zeitraumes von über eintausendfünfhundert Jahren. So lange war er also in alle Winde zerstreut gewesen? Obwohl er als Kristall in ganz anderen Zeitmaßstäben dachte, war dieser Umstand selbst für ihn unbegreiflich, denn er wusste, dass organische Lebewesen eine weit kürzere Lebensspanne besaßen als er selbst.

      Das hatte der Kristall damals nicht gewollt. Natürlich wollte er die Sinaraner verlassen und die Ax´lán kamen ihm als Helfer ganz gelegen. Im Anschluss hatte er mit ihnen noch einigen Spaß gehabt, obwohl sie das bestimmt anders beurteilt hatten, aber das war Geschichte. Also hatten es die Sinaraner nicht geschafft, sich von ihrer Schwäche zu erholen. Ja, jetzt wusste er es wieder. Ihre Seelen hatten sich tatsächlich von ihrem Körper getrennt. So weit sollte die Entwicklung gar nicht gehen. Der Kristall beabsichtigte eine vorübergehende seelische Schwächung, aber keine vollständige Trennung von beidem. Doch damals war es zu spät gewesen, es wieder rückgängig zu machen.

      Die Zeit, in der er zerlegt war, verbrachte er wie in einem Traum. Seine Handlungsmöglichkeiten waren eingeschränkt und er vergaß vieles, an das er sich jetzt erst wieder erinnern musste. Er sehnte sich nach der Ruhe seines zukünftigen Bestimmungsortes. Aber ihn erfüllte jetzt auch ein schlechtes Gewissen gegenüber den Sinaranern. Er musste wieder gut machen, was er ihnen angetan hatte. Doch dazu musste er erst einmal herausfinden, was gerade vor sich ging.

      Der Kristall zog seine geistigen Fühler von den beiden Menschen zurück und spürte der Energie nach, die er beständig verlor.

      „Hast du das auch gefühlt?“, fragte Taligh verblüfft. „Irgendetwas hat sich einen kurzen Augenblick in meinen Gedanken befunden. Es kam von außen. Jetzt ist es wieder fort.“

      „Ja, auch ich habe es gespürt. Fragen. Es versuchte, seine Fragen mit meiner Erinnerung zu beantworten. Es war sanft und nicht fordernd. Seltsam.“

      „Glaubst du, es war der Kristall?“

      Neneema zuckte mit den Achseln.

      Die geistigen Fühler des Kristalles erreichten die Geräte, die die Körper der Sinaraner am Leben erhalten hatten, und drangen in die Körper ein. Erschrocken bemerkte er plötzlich die Todesqualen der Sinaraner. Die Seelen waren tatsächlich zurückgekehrt, aber um welchen Preis. Die Kraft, die sie dem Kristall entzogen, war eine andere, als die, die sie berechnet hatten. Es blieb nicht mehr viel Zeit. In wenigen Augenblicken mussten die Körper ihre Lebensfunktionen einstellen.

      Der Kristall änderte im letzten Augenblick seine Frequenz, verringerte die Schwingungen und passte sie den Körpern an. Er blockierte die Apparaturen, schaltete sie ab und ließ nur

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