Abraham. Martin Renold

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Abraham - Martin Renold страница 9

Автор:
Серия:
Издательство:
Abraham - Martin Renold

Скачать книгу

beurkundet werden.

      Nun griffen die drei Männer zu den Früchten. Eine Weile redeten sie noch miteinander und Haran beantwortete höflich die Fragen seines zukünftigen Schwiegervaters.

      Terach und Sanherib trafen sich einige Tage später im Haus des Notars. Der stellte eine Statuette des Gottes Nanna, die Terach als sein Werk wiedererkannte, zwischen die beiden Männer, nahm dann von einem Gestell eine Tafel getrockneten Lehms und ritzte mit einem Griffel darin ein, was Sanherib und Terach ihm diktierten:

      »Sanherib, Sohn des Naob, gibt dem Haran, Sohn des Terach, seine Tochter Lea zur Frau und verpflichtet sich, ihr als Mitgift zu geben: 300 Ringe aus reinem Silber, 400 Silberplättchen, 5 Kissen, 3 wollene Decken, 6 Oberkleider, 4 tönerne Krüge, 6 tönerne Teller, 2 goldene Armspangen, eine goldene Halskette. Sollte Haran seine Frau Lea verstoßen, so ist er verpflichtet, ihr diese Mitgift vollständig zurückzugeben oder, was nicht mehr vorhanden ist, zu ersetzen. So vereinbart und beschworen im Angesicht des Gottes Nanna und beurkundet zu Ur im neunten Jahr des glorreichen Sieges des Königs Rim-Sin über die Stadt Isin.«

      Als dies alles aufgeschrieben war, gab der Notar dem Sanherib den Griffel in die Hand, damit er sein Zeichen unter den Vertrag einritze. Dasselbe tat nach ihm auch Terach.

      Zum Schluss drückte der Notar sein Siegel in den Lehm.

      Sanherib und Terach zahlten jeder dem Notar für seine Arbeit zehn Silberringe.

      Sobald die Lehmtafel gebrannt sein würde, könnte Sanherib sie abholen, um sie dann Lea in ihre Ehe mitzugeben. Es war das Inventar ihres eigenen Besitzes, den die beiden Väter vereinbart hatten und den sie bei einer allfälligen Trennung von Haran würde zurückfordern können oder den im Fall ihres Todes nach Brauch und ungeschriebenem Gesetz ihre älteste Tochter erben würde.

      Im Haus des Terach wurde dem jungen Paar eine Kammer im oberen Stockwerk über den Wohn- und Schlafgemächern der Eltern und Brüder eingerichtet.

      Es gab kein großes Fest, als Lea in Terachs Haus zog mit ihrer Habe. Nur bei den adeligen oder sehr wohlhabenden Bewohnern der Stadt war es Brauch, eine Eheschließung öffentlich zu feiern.

      Leas Eltern und Geschwister hatten sie in ihr neues Heim begleitet. Im Wohnraum im hinteren Teil des Erdgeschosses setzten sich alle auf die Kissen, die auf dem festgepressten Boden ausgebreitet waren. Sia hatte in verschiedenen Schüsseln herrlich duftende Speisen in ihre Mitte gestellt. Alle griffen herzhaft zu. An diesem Tag wurde ausnahmsweise anstelle von Bier und Wasser aus tönernen Krügen Wein ausgeschenkt. Man plauderte und lachte, und als Sanherib mit den Seinen aufbrach, mussten sie ihn in ihre Mitte nehmen und ihn stützen. Der Wein hatte seinen Kopf benebelt und die Beine schwach gemacht.

      Haran und Lea gingen in ihre Kammer, liebten sich und wurden glücklich.

      Abram will mehr wissen

      Abram sann noch lange über die Sonnenfinsternis nach. Er war beeindruckt. Doch anders als viele der Einwohner des Landes hatte er keine Angst. Für ihn war es ein Naturereignis, wie Haran es erklärt hatte. Sonne und Mond waren sich begegnet. Sie waren nicht zusammengestoßen. Der Mond hatte sich nur vor die Sonne geschoben. Er musste also näher bei der Erde sein als die Sonne.

      Wovor hätte er Angst haben sollen? Sonne und Mond waren Gestirne wie all die Sterne. Es waren keine Götter, die den Menschen Glück oder Unglück bringen konnten. Und es waren nicht die Götter in den Tempeln, die die Bahnen der Gestirne lenken konnten. Nicht weil der Mondgott und der Sonnengott sich gestritten hatten, war es zu diesem Ereignis gekommen. Ja, wenn es so wäre, dann wären vielleicht Sonne und Mond zusammengestoßen. Ein Glück, dass die Götter nicht allmächtig waren!

      Abram dachte darüber nach, warum die Priester während der Zeremonie ihr Gesicht und ihre Hände nicht zur Sonne, sondern zum Hochtempel und zur Statue des Gottes Nanna im heiligen Raum gewandt hatten. Und er zog daraus den Schluss, dass die Priester die lebendige Kraft des Gottes Nanna, des Mondgottes, in der Statue sahen und nicht im Mond. Also halten sie nicht den Mond selbst für einen Gott, sondern die Statue ist der Gott, der Gott, der den Mond auf seiner Bahn lenkt. Doch wie sollte eine hölzerne, von Gold überzogene Statue eine solche Kraft haben? Weder sie selbst noch ihr Wille, wenn sie überhaupt einen hätte, könnte so etwas tun.

      Nein, musste es nicht einen einzigen, allmächtigen Gott geben, der alles erschaffen hat, den Himmel und die Unterwelt, der den Mond, die Sonne und die Sterne lenkt? Der auch die Erde erschaffen hat und alles, was darauf lebt, die Menschen und die Tiere, die Pflanzen, den Sand und die Steine, das Meer und die Flüsse?

      Was waren das auf einmal für Fragen?

      Abram erschrak, denn das, was er da dachte, war etwas ganz anderes, als was er bisher gehört und als Kind auch geglaubt hatte. Aber es war ein glückhaftes Erschrecken, so wie eine Ahnung oder gar eine neue Einsicht einen Menschen wandeln kann und diese Wandlung in einem Furcht auslöst, weil man nicht weiß, wie sie unsere Zukunft beeinflusst, einem aber zugleich auch ein Gefühl von Freiheit zu einem Neuanfang in einem besseren, bewussteren Leben gibt.

      Woher war auf einmal dieser Gedanke, diese Frage in ihm aufgetaucht? Durfte er so denken? Sein Vater und seine Brüder würden ihn auslachen, wenn sie davon wüssten. Nicht zu denken an die Leute, die den Priestern glaubten, oder an die Priester selbst. Sie würden ihn verdammen, ja vielleicht als Gotteslästerer umbringen wollen.

      Er wusste, diese Gedanken musste er für sich behalten.

      Abram hatte zwar noch keine Antworten auf seine Fragen. Trotzdem glaubte er, dass seine Ahnung richtig war. Davon wollte er sich nicht abbringen lassen. Er wusste, niemand würde seine Fragen beantworten können, weder sein Vater noch die Priester – die schon gar nicht – oder sonst jemand. Er musste sich die Antworten selbst geben. Dazu wollte er aber noch viel lernen und erfahren über diese geheimnisvolle Welt, in der er lebte und die ihn umgab, vor allem aber jene Welt, die er weder mit Händen noch mit seinem Verstand fassen konnte, die er nur mit seinen Augen am nächtlichen Himmel sehen, aber sich nicht erklären konnte.

      Abram erinnerte sich, dass schon vor einigen Jahren einmal von einer Mondfinsternis gesprochen worden war. Damals hatte sich der Mond irgendwo versteckt. Nicht einfach hinter einer Wolke. Es musste etwas anderes gewesen sein. Abram konnte es sich nicht erklären. Er selbst hatte es nicht gesehen. Es war mitten in der Nacht gewesen, als er und seine Brüder geschlafen hatten.

      Die Priester des Mondgottes müssten ihm erklären können, was damals geschehen war. Weil es ihm keine Ruhe ließ, ging er zum Tempel. Als er auf den großen Platz kam, beschlichen ihn doch Bedenken. Durfte er einfach so hinaufsteigen und fragen? Er ging nicht geradeaus über den Platz, sondern umging ihn am Rand und näherte sich so dem Tempel von der Seite. Er wollte zuerst beobachten, wer da die Treppen hinaufging und herunterkam. Es waren nur wenige, meistens ältere Männer.

      Abram drückte sich herum wie einer, der vor dem Haus einer heimlich angebeteten Frau herumschleicht und nicht weiß, ob er bei ihr anklopfen darf, um ihr seine Liebe zu gestehen. So heftig klopfte sein Herz, als er endlich wagte, die erste Stufe der Treppe auf der linken Seite zu betreten. Er schaute sich mehrmals um, ob ihn nicht ein Bekannter sehe. Einen Moment fühlte er sich sicher, als er durch das Tor trat, wo er sich vor den Blicken der Menschen unten auf dem Platz geschützt fühlte. Aber gleich, als er das Tor durchschritten hatte und sich auf der Terrasse nach rechts wandte, erfasste ihn eine neue Beklemmung. Er sah keinen Menschen, weder Priester noch Besucher. Er ging ein paar Schritte, bis er um die Ecke sehen konnte. Auf der Seite war ein kleiner Vorbau. Aus dem Tor kam gerade ein Mann, der wohl, wie Abram wegen seines Gewandes vermutete, ein Priester war.

      »Was

Скачать книгу